Zwischen Zirros und Zugchaos – Meine Rückreise von Nürnberg nach Berlin
Es war ein ganz normaler Tag – bis das Unwetter „Zirros“ kam.
Gegen 13 Uhr erreichte mich eine Meldung über den DB Navigator: Die Regionalbahn ab Berlin fällt aus. Da ich bereits vom Sturmtief wusste, beschloss ich, lieber frühzeitig loszufahren – von Fürth aus nach Nürnberg – in der Hoffnung, vor dem Chaos noch eine alternative Verbindung zu erwischen.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Ich konnte meine Verbindung gar nicht wechseln. Denn mein ICE sollte – zumindest laut DB – wie geplant fahren. Und solange die Verbindung offiziell noch bestand, gab es für mich keinen Grund zur Umbuchung – so die Denke der Deutschen Bahn. Für die Regionalverbindung hatte ich das Deutschlandticket genutzt, das mir im DB Navigator korrekt angezeigt wurde. Doch genau hier liegt das Problem: Wenn eine Verbindung mit dem Deutschlandticket Teil der Gesamtverbindung ist, hebt die Deutsche Bahn nicht automatisch die Zugbindung auf – selbst wenn der erste Abschnitt schon nicht mehr funktioniert. Ergebnis: Warten.
Von Potsdam nach Eckental – und Nürnberg als spirituelles Zentrum
Was die ganze Sache noch zäher machte:
Ich war bereits seit 2:00 Uhr morgens auf den Beinen – von Potsdam aus aufgebrochen, um meinen Kunden im fränkischen Eckental-Furth bei der Einrichtung seiner IT zu unterstützen. Einmal quer durch die Republik – und das auch noch hin und zurück am selben Tag.
Nach getaner Arbeit kam ich in Nürnberg an und musste die Wartezeit irgendwie überbrücken. Also ging ich in Nürnberg etwas spazieren und trieb mich in der City herum. Ich kenne Nürnberg ja schon etwas länger und habe es immer als sehr heruntergekommene Stadt wahrgenommen. Aber ich war halt primär immer an den Bahnhöfen und in der U-Bahn unterwegs. Heute wollte ich mir mal die Innenstadt zu Fuß anschauen und das war… kurios.
Ich hatte nicht mit einer spirituellen Erweckung gerechnet, aber Nürnberg hat geliefert:
- Da waren Leute, die anderen durch bloßes Handauflegen „heilten“
- Andere wollten für mich beten – ungefragt natürlich
- Wieder andere sprachen wirres Zeug über Jesus, der angeblich „in ihnen lebt“ und hatten sogar ihre Übersetzer dabei
- Und die Freunde vom Wachtturm durften natürlich auch nicht fehlen genauso wie die ganzen Trinker die sich an den Brennpunkten aufhielten
Kurzum: Ich bekam meine volle Dosis Nürnberg und beschloss, rechtzeitig zum Hauptbahnhof zurückzukehren, um noch etwas zu essen – und auf meinen Zug um 19:06 zu warten.
Technische Pannen und menschliche Abgründe
Am Bahnsteig angekommen, wurde ich Zeuge der nächsten Episode:
Ein ICE aus Hamburg wurde evakuiert, da die Triebwagen keine Leistung mehr lieferten. Ich kam mit den Zugbegleitern ins Gespräch, die sichtlich bemüht waren, den Frust der Fahrgäste abzufedern.
Einige Menschen reagierten… sagen wir mal: emotional.
Eine Frau behauptete ernsthaft, das Personal habe den Zug absichtlich kaputtgemacht – damit sie früher Feierabend hätten. Andere pöbelten einfach nur wild herum. Deutsche Bahn halt.
Mein ICE nach Berlin hatte inzwischen 15 Minuten Verspätung und wurde auf ein anderes Gleis verlegt – der defekte Zug blockierte das ursprüngliche.
Hoffnung und Stillstand
Ich stieg ein, nicht sonderlich überrascht, als kurz darauf die Zugbegleiterin durchgab:
„Aufgrund des Unwetters ist die Weiterfahrt nach Berlin aktuell nicht möglich.“
Viele Fahrgäste, die nur Teilstrecken benötigten, wechselten auf andere Züge. Ein anderer Fahrgast versuchte es über meine Idee, über Hannover nach Berlin zu kommen – die Strecke war laut Ansage noch offen.
Ich blieb. Und wartete. Nach etwa einer Stunde fuhr der Zug dann tatsächlich los – Richtung Erfurt.
Wiedervereinigung im ICE
Jetzt ist es 22:31 Uhr. Ich sitze in Erfurt – und endlich gibt es ein kleines Licht am Horizont: Der Fahrgast, der sich über Hannover nach Berlin durchschlagen wollte, ist gerade eben in mein Abteil eingestiegen! Offenbar ist er mit einem anderen ICE hinterhergefahren.
Vielleicht, vielleicht kommen wir jetzt doch noch gemeinsam nach Berlin.
Ob und wann? Keine Ahnung. Aber immerhin ist man nicht mehr allein im Chaos.
Fazit:
Deutsche Bahn bei Unwetter ist wie ein Live-Theaterstück – man weiß nie, was als Nächstes passiert. Nur eins ist sicher: Es bleibt spannend. Und anstrengend.
Vor allem, wenn man seit 2:00 Uhr morgens unterwegs ist, eine komplette IT-Einrichtung in Franken hinter sich hat – und eigentlich nur noch nach Hause will. Aber so hatte ich mal wieder etwas Zeit um mich etwas um meinen Blog zu kümmern neue Leute kennenzulernen und euch eine wilde Geschichte zu erzählen.
Bisher 1 Kommentar
Daniel Jörg Schuppelius Eingestellt am 23.Juni 2025 (23:21:29)
23:18 und es geht weiter… Die Strecke kann wohl nur eingleisig befahren werden, da sich umgestürzte Bäume auf dieser befinden.