Ein Admin schläft nicht, er root – II
Wie man am Titel sehen kann, habe ich mich bereits zu diesem Thema geäußert. Heute möchte ich weitere Punkte bearbeiten, welche sich in meiner Laufbahn als praktikabel bzw. als verbesserungswürdig herausgestellt haben. Wenn auch der erste Beitrag den Eindruck vermitteln könnte, dass dieser Job einen ausmergelt. Gibt er einem doch die Möglichkeit, sich zu entwickeln und an den Herausforderungen zu wachsen. Denn einen Job zu machen der keinen Spaß macht, führt aus meiner Sicht immer zu Überforderung.
Spezialisierung
Eines meiner wichtigsten Errungenschaften ist die Spezialisierung auf bestimmte Bereiche. Von einem Admin wird zwar grundsätzlich erwartet, dass er sich mit jeder Software und jedem Betriebssystem auskennt. Dies gelingt aber den Wenigsten und es bringt auch nichts von allem ein bisschen zu wissen. Das grundsätzliche Verständnis von Computersystemen ist zwar unabdingbar, jedoch muss man nicht wissen wie jede Software im Einzelnen arbeitet. Jedoch empfinde ich es äußerst wichtig, zu wissen wie man Programme und Skripte schreibt. Es ermöglicht einem zu verstehen was Fehlermeldungen ausdrücken und woher sie kommen könnten. Auch wenn man anfangs nur weiß, dass man mit Computer zu tun haben möchte, wissen nur wenige wohin ihre Reise gehen soll.
Auch wenn ich diesen Begriff hasse, weil er aus meiner Sicht diskriminierend ist, der dritte Bildungsweg ist keine Schande. Jedoch sollte einem klar sein, dass eine Menge Arbeit auf der Agenda steht. Schließlich sind Jahre vergangen, in der sich das Rad der IT kontinuierlich weiter gedreht hat. Selbst Kollegen, die nur eine kleine Weile unaufmerksam waren, haben mitunter Probleme sich mit neuen Themen auseinander zu setzen und verlieren wertvolle Zeit, die einem im Bereich der Selbstständigkeit immer Geld kostet. Schließlich muss das Wissen eingekauft werden. In solchen Fällen sind es dann Personen wie ich, die anderen Administratoren unter die Arme greifen und dem entsprechend bezahlt werden möchten. Mir ist es persönlich wichtig, dass der Administrator, welcher mich angefordert hat, auch von mir mitgenommen wird, da ich mir es nicht leisten kann ausgedehnte Zeitspannen in einem Unternehmen tätig zu sein. Und ehrlich gesagt, habe ich auch keine Muße mich mit den klassischen Bedienungsproblemen auseinander zu setzen.
Aller Anfang ist schwer
Jeder fängt mal “klein” an und auch ich habe mich im Privatkundensektor behaupten müssen. Wenn man allerdings was verdienen möchte, helfen einem die klassischen Privatkunden kein bisschen weiter. Und man konkuriert mit Studenten und Spielern, die keine Ahnung haben was ihre Arbeit wert ist. Des Weiteren muss man in unserer Gesellschaft immer darauf achten wirtschaftlich zu denken. Es bringt nichts an einem Problem wochenlang zu sitzen, wenn eine frische Installation das Problem in einem Bruchteil der Zeit erledigt. Diese Bewertung muss von jedem Administrator beherrscht werden! Diese Fähigkeit erlangt man aber nur mit eigener oder eingekaufter Erfahrung.
Suchmaschinen sollten beherrscht werden
Eines der wichtigsten Werkzeuge ist die Suchmaschine, denn die auftretenden Fehler wurden garantiert schon von jemand anderen durchlebt. Und man muss das Rad auch nicht immer neu erfinden, nur weil man glaubt der Kunde hält einen für unfähig. Ich persönlich nehme immer Abstand von Administratoren, welche stundenlang versuchen aus eigenen Stücken ein unbekanntes Problem zu lösen, obwohl eine einfache Googlesuche das Problem in der Regel verkürzt hätte. Wichtig ist, man muss wissen wie und wo man suchen muss. Dies sollte also die erste Tätigkeit sein die man beherrschen sollte. Neben der Suchmaschine ist auch die Dokumentation der erlangten Problemlösungen wichtig, schließlich will man nicht nochmal Stunden in die erneute Suche investieren. Denn genau wie beim Programmieren können Kleinigkeiten die man vergessen hat, erhebliche Zeit kosten, die einem an anderer Stelle wieder fehlt.
Strukturiert vorgehen
Noch so eine Eigenschaft die man als Administrator benötigt ist das strukturierte Vorgehen. Probleme an denen sich jeder User die Zähne ausbeißt sollen schließlich von dem Administrator gelöst werden. Wichtig ist hierbei, die Arbeit in kleine Meilensteine aufzuteilen und sich nicht kopflos in die Lösung des Problems zu schmeißen. Wie beim Programmieren muss erstmal analysiert werden, woher die Lösung kommen könnte. Ist man sich des Problems nicht bewusst, stochert man mit zugebundenen Augen im Heu herum und wird niemals die Nadel bzw. den Fehler finden. Es ist also immer wichtig, erstmal zu schauen, was macht das Programm während des Fehlers. Hier helfen die Debugprogramme, Logs und andere Tools die beispielsweise Zugriffe auf Geräte aufzeichnen.
Beobachtungsgabe
Fehler passieren nicht einfach so, in der Regel sind es Kleinigkeiten die für Probleme sorgen. Ein kleines Update, ein abgestürztes Programm was noch im Speicher hängt oder ein Bedienfehler. Alles kann dazu führen, dass irgendetwas nicht funktioniert. Bevor man also anfängt irgendetwas umzubauen, startet man erstmal alles Relevante neu und beobachtet die Maschine bzw. Person die den Fehler generiert. In der Regel erkennt man dann schon wohin die Reise geht. Auch sollte man sich nicht scheuen einen Bedienungsfehler offen anzusprechen, jeder reagiert erstmal pikiert auf solch eine Anfrage. Man muss den Leuten nur klar machen, dass es für das Verständnis des Fehlers notwendig ist. Und ich halte keinen für dämlich weil er durch seine Benutzung in einen Fehler wandert. Menschen machen nun mal Fehler und wenn das Programm dem Benutzer das nicht mitteilen kann, ist es ein schlechtes Programm. Ganz einfach.
Beispiel DATEV
Wie oft ich beispielsweise schon mit DATEV gesprochen habe, weil eine Komponente sich nicht so verhalten hat, wie ich es erwartet habe. Klar hatte ich dann schon mal mit einen DATEV-Supporter Schriftverkehr, der mir dann mitgeteilt hat, dass nur technisch versierte Personen mit der Administration betraut werden sollten. Klar hat mich das zu dieser Zeit getroffen, weil ich schon jahrelang DATEV-Produkte betreue und immer ans Ziel gekommen bin. Im nachhinein hab ich den Typen belächelt, weil er nur für eine Komponente zuständig war und mir nicht mal erklären konnte, wie man das Programm richtig benutzt. Als ich dann andere DATEV-Betreuer befragt habe. Sagten die mir alle, mit dem Server-Anpassungs-Assistent brauchst gar nicht arbeiten, dass hat noch nie funktioniert bzw. nur dann wenn das System frisch war. Stressfaktoren machen Menschen nun mal unbequem und das muss man immer im Auge behalten.
Mein Fehler war, dass ich mich darüber geärgert habe, dass dieses Tool meine Zeit massiv verschwendet hat, weil der Programmierer oder der Dokumentationsersteller anscheinend diverse Schritte nicht bedacht hatte und ich es als Frechheit empfand, dass DATEV dafür noch Geld verlangt. Das habe ich der Abteilung auch so mitgeteilt, das Ergebnis war dann die oben genannte Äußerung. Mittlerweile ist das Tool kostenlos, aber die Dokumentation ist wohl noch nicht angepasst (2014). Bis heute weiß ich nicht, wo mein Fehler bei dem Assistenten lag. Aber mich mit der Support-Abteilung für den Assistenten auseinander zu setzen, wenn man einen alternativ Weg hat, betrachte ich als reine Kraftverschwendung. Auch weil die DATEV-Hotline echt finster ist und nur bemüht werden sollte, wenn man den Fehler einwandfrei bei DATEV lokalisiert hat.
Beobachte dich selbst
Ich habe schon oft Administratoren beobachtet, welche in 20-30 Minutenabständen immer wieder den selben Film abgespielt haben und sich nicht im klaren waren, das sie persönlich gerade in einer Schleife festhängen. Wenn ich merke, dass mir das gerade passiert, heißt das ich muss Pause machen und das Problem erstmal nach hinten schieben. Ich nehme mir dann etwas Zeit für einen Kaffee und geh erstmal etwas frische Luft schnappen. Hat man jemanden, der aus dem selben Bereich kommt, ruft man diese Person an und schnackt erstmal über das Problem. In der Regel kommen dann schon neue Ideen zustande. Um sich nicht in Schleifen wieder zu finden, lohnt es sich eine kleine Liste anzufertigen die festhalten was du schon getan hast oder glaubst noch machen zu müssen.
Abschluß
Kommunikation sollte also auch auf der Fähigkeitenliste von Administratoren stehen. Findet man nicht immer, da die meisten Computer-Spezialisten aus meinem Einzugsbereich nicht mit dieser Fähigkeit angestattet sind. Natürlich ist es schwierig sich mit Normalos über technische Details auszutauschen, aber etwas bildliche Sprache hat noch keinem einen Zacken aus der Krone gebrochen.
Wie immer, bei solchen Gegenüberstellungen, kommt ein Lobbyist zu Wort. Dieser Lobbyist erklärt dann, was alles nicht geht, und verweist…