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Bewertet: Flughafen BER

Bewertet: Flughafen BER

Als Pendler bin ich ja förmlich gezwungen worden, mir den neuen Flughafen genauer anzuschauen. Denn sämtliche Regionalverbindungen, welche zum ursprünglichen Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld fuhren, wurden auf das Flughafengelände umgeleitet. Folglich kann ich aus Sicht eines Pendlers und von Stunde 0 berichten, was mir so aufgefallen ist. Im großen und ganzen gefällt er mir, kompakt und doch weitläufig. Einige Sachen sind mir jedoch sofort negativ aufgestoßen und andere wiederum später. Für mich steht bereits jetzt fest, der Flughafen wurde von Personen geplant, die keine Ahnung von öffentlichen Verkehrsmitteln und der schnellen Abwicklung von Fahrgästen haben. Des Weiteren hat auch die Technik die ein oder anderen Probleme und das nicht nur am Terminal 1-2.

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich bei einem Bauprojekt dieser Art etwas mehr erwartet. Vor allem weil die Technik ja bereits schon einige Zeit im Einsatz ist. Mag sein, dass meine Aussage als etwas zu hart angesehen wird. Jedoch habe ich in meiner bisherigen Laufbahn, sehr häufig mit den Planungsdefiziten von Architekten zu tun gehabt. Sei es beim Messebau oder bei Küchen gewesen, grundsätzlich haben Architekten und Produktdesigner offensichtlich nur die Ästhetik und selten die funktionalen Eigenschaften im Blick. Am grünen Tisch scheinen selten die Erfahrungen und Probleme der Benutzer und Erbauer aufzutauchen. Zusätzlich haben wohl die Wenigsten dieser Planungseinheiten mit ihren eigenen Kreationen zu tun. Wenn man also möchte, dass sich zukünftig etwas verbessert. Dann sollte man immer loswerden, was man besser machen könnte. Nicht der akademische Grad entscheidet über gute Produkte, sondern die Erfahrung, Gründlichkeit und die Bereitschaft für Aufnahme an Kritik.

Terminal 1-2

Man kommt also mit der Bahn am Flughafen an und bekommt einen hellen und strukturierten Flughafen zu Gesicht. Der Flughafen ist wie ein Sandwich aufgebaut und jede Etage erfüllt ihren eigenen Zweck. Ganz unten die Bahn (U2), dann folgt der Zugang zur Futtermeile (U1) und die weiteren zwei Stockwerke (E0 – E1) sind für die Flugabfertigung. Zu den Bussen des öffentlichen Nahverkehrs gelangt man über das 3. Stockwerk von unten (E0). Fahrstühle welche alle Stockwerke bedienen, sind im Inneren der Anlage zu finden. 2 Aufzüge pro Bahnsteig, wobei 2 Bahnsteige den Regional- bzw. Fernverkehr bedienen und 1 Bahnsteig den Nahverkehr. Die Gleise 1-2 bzw. 3-4 (Fern- bzw. Regionalverkehr) verfügen über einen weiteren Aufzug, welcher zum Willy-Brandt-Platz führt. Insgesamt verfügen diese Gleise über 3 Aufgänge. Beim Gleis 5-6 gibt es nur 2 Aufgänge (Nahverkehr).

Möchte man beispielsweise mit dem Fernbus die Reise fortsetzen. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man am Busplatz B abfahren muss. Diesen findet man auf der Ebene U1, am Ende des Willy-Brandt-Platzes (Rechts gegenüber). Steht eine Reise nach Berlin bzw. in das Umland Berlins an, sollte man im Stockwerk E0 aus dem Terminal 1-2 gehen. Hier stehen die Busse für die regionalen Verbindungen (Busplatz A) und auch die Taxis.

Kritikpunkt – Wechsel der Stockwerke

Aufgang vom Gleis zum Willy-Brandt-Platz

Kommt man mit der Bahn an, stellt man sehr schnell fest das irgendwas merkwürdig ist. Auf den Bahnsteigen, gibt es nur Rolltreppen nach oben und diese sind an der Eingangsseite zusätzlich mit Pollern verjüngt. Hier sollen Gepäckstücke und Kinderwagen herausgefiltert werden, um diese auf die Treppen und Fahrstühle umzuleiten. Mit einem Fahrrad kann es durch die Poller etwas enger werden. Ein Rennradlenker passt jedoch ohne Probleme durch. Auf der Rolltreppe selbst, ist genügend Platz um anderen Personen trotz Fahrrad den Aufstieg zu ermöglichen. Jedoch beherrschen nur noch wenige Personen den Rolltreppenknigge und man ist zwangsläufig zum Stillstand verurteilt. Der Transport von Fahrrädern ist nicht explizit verboten und ein echter Mehrwert, wenn man weiß wie man sich auf einer Rolltreppe zu verhalten hat. Folglich ist man nicht, auf ständig fehlgeleitete, Fahrstühle angewiesen. Und diese Fahrstühle gibt es bereits jetzt, obwohl noch nicht einmal die Fahrgastzahlen der unteren Kapazitätsmöglichkeit entsprechen. Wenn ich von der momentanen Auslastung spreche, dann sieht man überwiegend mehr Angestellte und Sicherheitskräfte als Fahr- und Fluggäste.

Fahrstühle

Für so manchen Fahrgast, scheint es, in Bezug auf die Fahrstühle, eine schwer lösbare Aufgabe zu sein, die Fahrtrichtung oder das Stockwerk zu bestimmen. Sobald 2 Ruftasten vorhanden sind, drücken viele Leute wild auf den Tasten herum und verhindern somit die schnelle Abfertigung. Für mich, als Datentechniker, ist dieses Verhalten schwer nachvollziehbar und ich geh lieber zu Fuß, wenn ich solch ein Spielkind am Drücker habe. Viele Fahrgäste, sind orientierungslos und drücken deshalb jede Stockwerk-Taste. Von daher sollte man genügend Zeit für den Wechsel der Stockwerke einrechnen, wenn man auf den Fahrstuhl angewiesen ist. Ähnlich wie am Berlin – Hauptbahnhof, können durchaus 3 Minuten, pro Fahrstuhl, ins Land ziehen bis das entsprechende Stockwerk erreicht wird. Voraussetzung ist natürlich eine funktionierende Infrastruktur, welche trotz neuer Technik auch nicht immer gegeben ist. Von daher weicht man hier, wenn möglich, auf die Rolltreppen aus. Allerdings funktioniert das auf den Bahnsteigen des Terminals 1-2, wie bereits erwähnt, nur aufwärts. Alle anderen Stockwerke sind mit Treppen und Rollentreppen in beiden Richtungen ausgestattet. Hat man es also eilig, sollte man direkt zu den Treppen gehen und das Gepäck die Treppen herunterwuchten.

Kritikpunkt – Raumtrennung

Terminal 1-2 – Ebene U1

Am Terminal sind die einzelnen Bereiche durch gläserne Trennwände unterteilt. Schaut man sich die Flug- und Fahrgäste an diesem Terminal an. Stellt man häufiger fest, dass viele Personen nicht ausmachen können, wo sie nun durch diese Trennwände hindurchkommen. Anscheinend heben sich die Türen zu wenig von dem Rest ab. Zusätzlich sind die automatischen Türen teilweise sehr träge in der Bereitschaft zur Öffnung. Es kommt also häufiger vor, dass man seinen Schritt verlangsamen muss um diese Türe angenehm zu passieren. Je nach Tür, kann das auch bis zum Stillstand führen.

Ich vermute mal, dass die Raumtrennungen mit dem Brandschutz bzw. der Entrauchung zu tun haben. Von daher scheint man schnell nach einer Lösung gesucht zu haben, um die Räume etwas kleiner zu bekommen. Das Ergebnis ist ein Fremdköper in der Anlage, der den Fluss von Personen beeinträchtigt.

Kritikpunkt – Personal

Service am Bahnsteig

Am Terminal 1-2 wird primär auf Präsenz von Personal gesetzt. Hier stehen sich, auf den Bahnsteigen, die Angestellten die Beine in den Bauch. Anstatt wie bei der Berliner U-Bahn auf Meldeanlagen zu setzen, muss man das Glück haben einen Mitarbeiter der Deutschen Bahn anzutreffen. Tagsüber funktioniert das auch überwiegend, aber irgendwann ist auch hier offensichtlich die Schmerzgrenze erreicht. Wer also Auskünfte zu Fahrzeiten, anderen Dingen zum Zugverkehr benötigt oder einfach nur höflich beraten werden möchte, sollte sich im Stockwerk U1 umschauen. Die Angestellten der Deutsch Bahn, mit den roten Mützen, sind nicht unbedingt mit Höflichkeit ausgestattet. Sie verfügen eher über einen pöbelnden und ruppigen Charakter, wie Ordner in einem Stadium die abgenervt mit dem besoffenen Mob agieren müssen.

Beobachtung und Erfahrung

Als erheiternden Moment empfand ich vor kurzen die Frage eines Fahrgastes, welchen Zweck das oben gezeigte blaue Schild hat. Radlosigkeit bei den Gelbwesten und die pampige und beleidigende Antwort bzw. “Erklärung” einer Polizistin lautete sinngemäß. Man dürfe sich nur hier aufhalten und dass es von Vorteil wäre, wenn man lesen könne. Ich brach in Gelächter aus und erklärte dem Fahrgast, nachdem sich die Lage etwas entspannt hatte, dass er im Regelfall einen Mitarbeiter der Deutschen Bahn hier antreffen würde.

Zur Aufklärung, die gelben Schilder am Rand weisen tatsächlich darauf hin, dass man sich nur in den breiten Bereichen aufhalten sollte. Jedoch steht das blaue Schild nicht für diesen Hinweis. Soviel zum Verständnis von Texten und Schildern. Vielleicht wäre es manchmal etwas zielführender, wenn man sich nicht für die Weisheit hält und mal etwas zuhört, dann könnte man schon eine Menge peinlicher Situationen vermeiden.

BER – Willy-Brandt-Platz

Apropos Sicherheitskräfte, einige scheinen irgendwie unzufrieden mit ihrem Einsatzort zu sein. So manch einer, überwiegend aus dem staatlichen Sektor, fällt teilweise recht unangenehm auf. Beispielsweise durch sofortige Schussbereitschaft, mangelnde Höflichkeit, Beleidigungen und die Hilfsbereitschaft lässt auch zu wünschen übrig. Durch meine teilweise etwas längeren Umsteigezeiten, konnte ich bereits das ein oder andere Exemplar dieser Personengruppe studieren. Anmerkend fallen, in Bezug auf Waffen, eher männliche Polizisten auf. Beleidigungen, kommen eher aus der weiblichen Ecke. Wer Hilfe benötigt, sollte sich folglich eher an Reinigungskräfte, Gelbwesten und Fahrgäste wenden. Verwundern tut mich das nicht, einige Polizisten vegetieren förmlich auf dem Flughafengelände oder in ihren Einsatzfahrzeugen, mit laufendem Motor, herum. Wenn ich mich, in den Wintermonaten, nicht bewegen würde, wäre ich vermutlich auch ungenießbar.

Ablauf und Regelelelektronik

Der Terminal 1-2 und die anderen Anlagen befinden sich noch im “Testlauf”. Schaue ich mir die Kompetenzen der Mitarbeiter zum Flughafen an, haben nur wenige eine Ahnung wo sich was auf dem Gelände befindet. Abläufe und die Technik sind folglich noch nicht so weit, um auf die Menschheit losgelassen zu werden.

Sensoren oder nur Frischluft-Funktion? 😉

Von knarzenden und nicht schließenden Türen, sind auch überhaupt nicht funktionierende Automatik-Türen vorhanden. Im Stockwerk E0 muss man öfter mal manuell eingreifen, wenn man eine Tür öffnen möchte. Auch habe ich nicht verstanden, warum man auf Klapptüren gesetzt hat. Genügend Platz wäre vorhanden, um Dreh- oder Schiebetüren zu installieren. Wenn es um die Fahrstühle geht, hat auch der S-Bahnhof Waßmannsdorf auch so seine Probleme. Hier muss man häufiger mal manuell an den Türen herumdrücken und schieben, um eine Öffnung zu erzwingen. Auch die Tasten sind mangelhaft programmiert und die falsch laufenden Programme müssen teilweise durch drücken anderer Tasten unterbrochen werden.

Am Terminal 1-2 gibt es beispielsweise einen Fahrstuhl (Willy-Brandt-Platz Gleis 3-4), der seit dem der Flughafen geöffnet ist, mehr Zeit im Stillstand verbracht hat als in Funktion.

Regelelektronik versagt häufiger am BER

Aufwertung des Bahnhofs Flughafen BER – Terminal 5

Abgeschlossene Malerarbeiten am Terminal 5

Im Zuge der BER-Eröffnung, wurde der Bahnhof für den Terminal 5 etwas aufgehübscht. Hier kann man mal sehen, wie man einen Nachkriegsbahnhof, mit ein wenige Farbe, etwas leben einhauchen kann. Der Geruch von Urin ist zwar teilweise noch präsent, aber es ist schon besser geworden. Soweit ich das mitbekommen habe, ist der Fernverkehr komplett vom Terminal 5 verschwunden. Folglich bedient nur noch die S-Bahn diesen Bahnhof. Mal schauen, wie lange der Bahnhof ansehnlich bleibt, bis die ersten Schmierfinken wieder Einzug erhalten.

Versuchter Raub am damaligen Bhf Flughafen Berlin-Schönefeld (02.05.2020)

Mittlerweile hat man damit begonnen, denn rostigen und klapprigen Zaun zur Umgehungsstrasse (Richtung Berlin) neu auf zu bauen. Mal schauen ob es dann etwas sauberer wird. Die wilden Müllkippen werden damit wohl eher nicht verhindert. Auch sonst ist der Bahnhof zu verlassen, um hier für Recht und Ordnung zu sorgen. Ich habe hier schon die wildesten Geschichten erlebt. Primär treiben sich hier eigentlich nur alkoholkranke Personen herum. Bedrohlich wurde es jedoch nur einmal, als ein paar Gauner den Geldautomaten mit einem Bulli aus dem Bahnhof schleppen wollten. Der Geldautomat wurde auch nie wieder aufgestellt. Aber ich muss sagen, an dem Tag war ich von der Polizei überrascht. Rund 10 Minuten nach meinem Anruf waren sie Vorort. Ich habe es sogar noch geschafft den letzten Zug zu bekommen.

Daniel Jörg Schuppelius

Selbstständiger IT-Dienstleister und Assistent für Elektronik und Datentechnik, Ich bin sozusagen Mädchen für alles was die Informationstechnik angeht. Kümmere mich gerne um Probleme, an denen andere Dienstleister scheitern und bin ständig auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Entwickle gerne Programme und Skripte und kümmere mich um diverse Blogs und Seiten. Auch sonst probiere ich mich an neuen Techniken aus, um mich noch unabhängiger von anderen Personen zu machen. Wenn du willst, dass irgendetwas funktioniert, dann kümmere dich immer selbst darum.

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