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Ich will dich töten, wenn der Hass übernimmt: Der Bruch

Ich will dich töten, wenn der Hass übernimmt: Der Bruch

Die Wochen zogen vorbei. Gleichförmig. Ohne Aufregung – bis Anne Geburtstag hatte.

Wenn die Krauses feierten, dann richtig. Grill, Musik, Bierbänke im Garten. Freunde, Familie, Nachbarn. Jeder brachte was mit. Jeder kam. Auch Julian. Offiziell, weil sein Sohn Martin mit Finn befreundet war. Inoffiziell, weil es längst mehr war.

Der Garten war geschmückt, eine Lichterkette warf flackerndes Licht auf die wackeligen Tische. Die Musik war laut und dröhnte aus der Garage, die Stimmung heiter. Thomas trug ein Hemd, das er seit Jahren nicht mehr angezogen hatte. Willi zapfte Bier und genoss die Party. Daniela war auffällig still, sie ahnte bereits, dass auch Anne verstanden hatte, dass die Begleitmusik für Thomas längst verklungen war. Das Tête-à-Tête mit Thomas und Daniela war Jahre her, aber sie hatte nie vergessen, wie niederträchtig Thomas nach ihrer Entscheidung, bei Willi zu bleiben, zu ihr war. Der Weg war schwer gewesen, doch Daniela und Willi hatten ihre Beziehung auf ein neues Fundament gestellt: Ehrlichkeit und Verlässlichkeit.

Julian war nervös, trank zu schnell. Und zu viel. Er beobachtete Anne immer wieder, seine Blicke wanderten suchend, fast verzweifelt über das Fest. Anne wich ihm aus, doch Blicke verrieten zu viel. Ein kurzer Händedruck zu lang. Ein Lächeln zu weich.

Später am Abend, als die Sonne längst untergegangen war, trat Julian an Anne heran. „Ich kann das nicht mehr“, flüsterte er. „Immer verstecken. Immer so tun.“

Anne wollte ihn bremsen, ihr Blick huschte über die Gäste. Doch Julian trat einen Schritt zurück, stolperte über eine Baumwurzel und fiel rücklings in eine der Bierbänke. Das Gelächter erstarb. Bier schwappte über. Jemand rief: „Alles gut?!“

Willi war der Erste, der reagierte. Daniela erstarrte. Thomas sah nur stumm zu, Bierflasche in der Hand, die Kiefer angespannt. Anne lief zu Julian, half ihm auf, hielt ihn fest. Eine Sekunde zu lang. Eine Berührung zu vertraut. Ihr Blick ging zu Willi – ein kurzer Moment, in dem alles gesagt war.

Daniela trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme, als müsste sie sich selbst zurückhalten. Ihr Gesicht war hart geworden, die Erinnerung an eigene Fehler flackerte in ihren Augen. „Ich weiß nicht, was mich damals geritten hat…“, murmelte sie kaum hörbar.

Und plötzlich war es still im Garten.

Blicke. Flüstern. Fragen, die niemand stellte, aber alle dachten. Julian versuchte sich herauszureden, doch seine Stimme war zu laut, zu zittrig. Er rang um Haltung, scheiterte an der eigenen Wahrheit. Anne wich erneut aus, ging ins Haus, ohne sich umzudrehen.

Später, als die letzten Gäste gingen, stand Thomas allein im Garten. Willi trat neben ihn. Zwischen ihnen hing eine Spannung, die niemand aussprach.

„War das ein Ausrutscher oder ein Zeichen?“

Thomas antwortete nicht. Er trank. Und dachte an das, was er längst geahnt hatte.

Ab diesem Abend war nichts mehr zu verbergen.

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