Kritik: Deutsche Bahn vs. GDL
Die Attraktivität der Deutschen Bahn lässt ja bekannterweise zu wünschen übrig. Verspätete Züge, schlechtes Routing bei anstehenden Wartungsarbeiten, dreckige und verfallende Bahnhöfe, defekte Züge und unzufriedenes Personal sind nicht nur meine persönliche Wahrnehmung. Was anfänglich ein starkes Problem für mich war, ist heute ein Umstand den ich zwangsläufig akzeptiere. Kurz um, ich habe gelernt mit den vorhandenen “Fähigkeiten” der Deutschen Bahn umzugehen. Es ist nicht immer leicht, aber wenn man akzeptiert, dass man eh keinen Einfluss auf diesen Betrieb hat, ist man schneller mit den eigenen Lösungen für die aktuellen Mobilitätsprobleme. Offensichtlich scheine ich eine masochistische Ader an mir zu haben, anders kann ich mir meine Bereitschaft zur Nutzung der Bahn nicht erklären. Schaue ich so zurück, dann wurde ich auch schon lange nicht mehr irgendwo ausgesetzt und stehen gelassen. Dank meiner Verdrängungsarbeit habe ich ganz vergessen, dass ich diesen Winter wieder ausgesetzt wurde. Und weil ich alles mit so viel Humor betrachte, lasse ich es mir nicht nehmen, diesen Haufen an geballter Kompetenz zu kritisieren.
Die dreisten Drei
Anfang des Jahres (März 2021) haben sich Richard Lutz (Derzeitiger Verdienst: 900.000,00€ pro Jahr), Berthold Huber (Derzeitiger Verdienst: 650.000,00€ pro Jahr) und Ronald Pofalla (Derzeitiger Verdienst: 650.000,00€ pro Jahr) vorzeitig ihre Verträge verlängern lassen und spendierten sich eine “kleine und unbedeutende 10%” Gehaltserhöhung. Aufgrund der Pandemie greift diese Erhöhung der Vergütung wohl erst im März 2023. Soviel “Sozialkompetenz” hätte ich den Vorstandsmitgliedern überhaupt nicht zugetraut. Soweit ich das mitbekommen habe, können die Damen und Herren aus dem DB-Vorstand aber nicht auf ihre Boni verzichten. Irgendwo hört der Spaß auch auf und schließlich müssen die rund 86 Milliarden für die Sanierung der Schiene, welche man bisher eher demontiert hat, einsortiert werden. Und wenn man nicht ausreichend in sein Material investiert, lohnt sich immer ein Blick in die eigenen Taschen. Getreu dem Motto: Der Staat springt schon ein, wenn der Leidensdruck zu hoch ist. Herrlich, wie “damals” bei den Banken und Automobilkonzernen geht man beim Staat betteln und besitzt dann noch die Frechheit sich eine Belohnung einzustreichen, weil man ja so kompetent in die Krise gerutscht ist und evtl. notwendige Reformen verpennt hat.
Ehrlicher weise muss man der DB zugestehen, dass diese Pandemie auf das Versagen unserer Regierungen zurückzuführen ist und das weltweit! Auf die üblichen Probleme der Bahn, hat diese Pandemie jedoch keinen Einfluss gehabt. Ja, ich weiß! Es ist schon schwierig, wenn man vom Verkehrsministerium nur als Beiwerk angesehen wird. Noch Merkwürdiger könnte man es finden, wenn man bedenkt, dass der Staat der größte Anteilseigner ist. Aber bei der CSU denkt man bei Mobilität eher an Automobile und Straßen. Wenn diese, Verkehrswege der Zukunft, dann noch in Bayern liegen steht die Entscheidung. Als waschechtes CSU Mitglied, plant man wohl eher Tunnel für die eigene Dorfgemeinde ein und nicht die versprochenen Schienenanbindungen unserer Nachbarn. Viele Schienenprojekte sind schon von unseren Nachbarn eingeleitet bzw. fast fertig. Bei uns könnte man eine “leichte” Verspätung wahrnehmen. Vielleicht ist das auch normal in Deutschland, schließlich brauchen unsere Projekte immer Jahrzehnte (siehe BER). Sind ja nicht die eigenen Gelder, damit kann man ja herum schmeißen. Schaut man sich die Planungen mal an, platzen diese schon nach kurzer Zeit aus allen Nähten. Ich kenne dafür zwei Worte: Unfähig und asozial!
Bemerkenswert empfinde ich auch, dass man bei der CDU/CSU sehr an die Zukunft der Vorstände denkt. Wer kann schon als normaler Bürger mit der Unsicherheit leben evtl. nur noch ein einziges Jahr für den DB-Vorstand tätig zu sein. Die Verträge der oben genannten Vorstandsmitglieder wären andernfalls im März 2022 ausgelaufen. Pofalla darf jetzt noch bis 2025 (erreichen des Rentenalters) mit dabei sein und die anderen Mitglieder, werden uns noch bis 2027 erhalten bleiben. Böse Zungen behaupteten, dass man die dreisten Drei über die nächste Legislaturperiode retten wollte und ihnen die Möglichkeit von Abfindungen in Millionenhöhe ermöglichen wollte. Michael Odenwald ließ auf jeden Fall nichts Schlechtes auf seine Kollegen fallen. Schließlich bestechen diese Vorstandsmitglieder durch ihre grenzenlose Kompetenz auf der Schiene. Leider bekommt man, als Kunde, von dieser Kompetenz nicht viel mit. Aber vielleicht sehe ich das alles auch viel zu eng, schließlich verteilt man vorzeitige Vertragsverlängerungen ja nur, wenn außerordentliche Leistungen vollbracht wurden. Schaut man sich in der politischen Landschaft so um, so scheint es bei der CDU/CSU eine außerordentliche Leistung zu sein die Hand auf zu halten bzw. mit Steuergeldern herum zu werfen. Nicht ohne Grund darf unser derzeitiger Verkehrsminister wohl noch weiter im Verkehrsressort herumoxidieren, ein paar Schecks verteilen und die “notwendige” Verkehrswende verschlafen. Es geht schon lange nicht mehr darum, den kompetentesten Kopf für eine Aufgabe zu finden. Seehofer hat es auf einem CSU-Parteitag (2016) mal treffend formuliert. Den Verkehrsminister zu stellen, ist gleichbedeutend mit Überweisung.
Streik und Tarifeinheit
Die GDL streikte das letzte mal im Zeitraum 2014 – 2015 und legte das Land für mehrere Tage in Ketten. Schon damals ging es nicht nur um die Forderungen der Gewerkschaftsmitglieder sondern auch um die Tarifpluralität. Die GDL ist kleiner als die EVG und möchte kurz gesagt auch von der Deutschen Bahn beachtet werden. Die Deutsche Bahn möchte aber nur mit der jeweils stärkeren Gewerkschaft verhandeln, um den Frieden im Betrieb zu wahren. Aus meiner Sicht ein berechtigtes Anliegen der GDL, denn seit 2010 galt der Grundsatz der Tarifpluralität. Das Ende vom Lied im Jahre 2015 war, dass, nachdem der Streik im Juni 2015 geschlichtet wurde, ein Tarifeinheitsgesetz (Juli 2015) in Kraft trat. Schließlich könne es nicht sein, dass eine Spartengewerkschaft das Land in diesem Maße ausbremst. Seither kämpft die GDL um Einfluss, um nicht von der Bahn bzw. EVG verdrängt zu werden. Ich persönlich verstehe das Tarifeinheitsgesetz als Bremse für Gewerkschaftsgründungen, aber ich bin auch nicht so tief im Thema. Schaut man sich das Ergebnis des Tarifeinheitsgesetzes an. So könnte man feststellen, dass dieses Gesetz eher für Unruhe sorgt. Drücke ich meinen Gegenspieler in die Ecke, wird dieser vermutlich äußerst bissig. Im Klartext, nehme ich mir erhebliche Optionen für eine Streitschlichtung, wenn ich solche Knebelgesetze zur Anwendung bringe. Friss oder stirb bringt nur kurzzeitige Erfolge.
Was hindert einen Betrieb daran mehrere Tarifverträge zu halten? Schließlich ist es in vielen Betrieben so, dass fast jeder Mitarbeiter seine eigenen Verträge mit dem Arbeitgeber aushandelt. Zum anderen, was hindert die GDL daran, zusammen mit der EVG, Verhandlungen mit der Deutschen Bahn zu führen? Natürlich ist es zum Kotzen, dass man sich mit anschauen muss, wie sich Vorstände an solchen Unternehmen bedienen und für den kleinen Mitarbeiter nichts übrig bleibt. Vorstände die sich Boni auszahlen lassen, ohne je Leistungen erbracht zu haben und sich durch Steuergelder finanzieren, ist auch für mich nicht nachvollziehbar. Von daher hat jeder Mitarbeiter solcher Unternehmen, dass Recht den Streikhammer heraus zu holen und das Land daran zu erinnern, mit wieviel Inkompetenz wir im Moment beseelt sind.
Wenn Inkompetenz zum Programm gehört
Unsere Bahn ist schlecht, so ehrlich sollten wir schon sein. Viele Probleme sind schon seit Jahren bekannt, aber niemand löst diese Probleme. Warum ist die Bahn beispielsweise nicht in der Lage die Klimaanlagen in den Doppelstöckern zu reparieren. “Jeder” Mitarbeiter bekommt im Sommer die Krise mit diesen Dingern zu fahren. Was meint ihr, wie sich der Kunde fühlt und dann noch mit Maske? Reden wir mal von den Türen. Der Talent und der geliebte Doppelstöcker von Bombardier sind auch bei diesem Thema ganz vorne mit dabei. Auch hier keine Lösung! Schau ich mir die Züge von Stadler an, funktionieren diese oftmals besser. Die Bombardier Transportation GmbH hat anscheinend noch weitere Probleme. Sie bekommt es beispielweise nicht auf die Reihe, ihre Züge betriebsbereit zu schalten. Jeder Hersteller ist seit jeher für die Fahrzeugzulassung selbst zuständig, bei Alstom weiß das noch keiner. Österreich ist jetzt von der Bestellung abgesprungen, weil sich nichts bewegt. Alstom gefährdet mit solchen Geschäftsgebaren den Standort Hennigsdorf. Vielleicht plant Alstom auch die Abwicklung des Standortes Hennigsdorf. Einen schalen Beigeschmack hat es für mich auf jeden Fall.
Wenn die Glaubwürdigkeit begraben wurde
Soviel zum Thema, die Privatwirtschaft bekommt alles besser auf die Reihe. Lassen wir das! Beim Wort Privatisierung, bekommt die FDP immer wieder feuchte Träume. Wenn es ums Geld geht, lassen wir nur die fähigsten Manager und Politiker an solche wichtigen und essentielle Themen. Wie ernst es diesen Leuten ist, haben wir schon beim BER bestaunen dürfen. Was für eine helle Kerze sich den Bahnhof, die Aufgänge und Fahrstühle zu den Gleisen ausgedacht hat, muss ich nicht weiter beschreiben. 5 Minuten auf dem Bahnhof reichen aus, um die Schwächen beim öffentlichen Nah- und Fernverkehr zu erkennen. Ich frage mich nur, wann die Damen und Herren anfangen ihre Leistung zu erbringen, schließlich sind das doch alles Leistungsträger. Offensichtlich verfügen wir über eine Menge Zeit und eh so eine alte Dampflok erstmal anfängt zu arbeiten, dauert es halt seine Zeit. Aber wenn sie läuft, dann nur in eine Richtung. Nach vorn!!!
Unsere klassischen Leistungsträger sind fleißige Arbeitsbienchen, wenn es um die eigenen Vorteile geht. Aber wer nimmt das alles schon so genau, sie handeln doch stets nach besten Wissen und Gewissen. Na gut, im anbetteln, ausnutzen und betrügen des Staates bzw. der Bürger, da sind einige Teile unserer Führungskräfte ohne Konkurrenz unterwegs. Hat man etwas über die Stränge geschlagen, postiert man in irgendeiner Boulevardzeitung oder Twitter ein paar Flüchtlingsthemen und der Fokus hat sich verschoben. Bei unliebsamen oder wackeligen Themen, ist das Timing entscheidend. Man wartet einfach bis zur Sommerpause und drückt diese Beschlüsse dann durch, wenn niemand zuschaut. Manchmal hilft auch einfach ein kleines Geschäft oder eine nicht gelesene Gesetzesvorlage und schon können Widerstände problemlos entfernt werden. Die übermäßige Vorteilnahme, bei diesen Vorgehensweisen, trieft ihnen förmlich aus jeder Körperöffnung und gehört offenbar zum Geburtsrecht dazu. Es ist scheinbar völlig normal, denn ernsthafte Konsequenzen haben bisher nur wenige zu befürchten gehabt. Kein Gleichgesinnter, wird dem anderen ein Auge auskratzen. Der Bürger steht nur mit offenem Mund vor den Scherben dieser Politik und ist verwundert über so viel Dreistigkeit. Vor 30 Jahren ist man noch zurückgetreten, heute sitzt man die Krise einfach aus. Und als Konsequenz dessen, demontieren und schwächen unsere Politiker weitere Kontrollmechanismen und reiten immer tiefer in die Korruptionsspirale hinein. Gebetsmühlenartig postuliert man dann, nach jeder Verschärfung der Situation, eine weitere Auflösung der Kontrollmechanismen.
Glücklicherweise, so scheint es, erwächst langsam das zarte Pflänzchen des “Umbruches”. Bisher hatten unsere Politiker bzw. Konzerne diverse Erfolge, zu verzeichnen. So manchen reicht es scheinbar immer noch nicht, wenn man sich die Verhaltensweisen der derzeitig üblichen Politiker anschaut. Übt man beispielsweise Kritik an solchen Praktiken oder wünscht sich mehr Transparenz, wird man i.d.R. pauschal mit einem Stigma belegt. Entweder ist man Neider oder auf roten Socken unterwegs. Unseren “Unternehmenssprechern” der CDU/CSU wurde dieses Verhalten schon mit der Muttermilch oder dem Bier verabreicht, folglich legt es nur deren Indoktrinierung offen. Von daher würde es mich nicht überraschen, wenn unsere schwarzen Socken, nach einer Stammtischdebatte, nicht lieber auf braunen Socken wandeln wollen, wenn die nächste Bundestagswahl kommt.
Aha-Momente
Ich habe mich in den letzten Tagen öfter mit Leuten über die Streiksituation bei der Deutschen Bahn ausgetauscht. Faszinierend fand ich immer, dass die extremsten Stimmen, gegen die GDL, primär von denen kam, welche nicht einmal wissen wie und wann sie die Tür einer Regionalbahn öffnen können. Klar kann man sich darüber ärgern, dass man mehrere Stunden unterwegs ist. Mich ärgert es auch, weil ich jetzt mehr Kraft investieren muss, um von A nach B zu kommen. Man sollte nur nicht vergessen, dass zu solchen Streitigkeiten immer zwei Parteien gehören. Wenn mir also die Deutsche Bahn erzählen würde, sie käme auf mich zu und wolle auf einen Teil meiner Forderung eingehen, ohne eine Zahl zu nennen. So würde ich noch viel härtere Geschütze auffahren, nur allein für die Heuchelei.
Liebe Bahn, ihr seid ja bekannt für eure übermenschliche Zuverlässigkeit und unerreichbare Kundenzufriedenheit. Vielleicht wäre es ja mal an der Zeit, etwas mehr in die Pünktlichkeit und den Service zu investieren. Wenn ihr das mal auf die Reihe bekommen würdet, wäre das mit dem füllen eurer Bankkonten auch einfacher. Verzapft man aber solch einen Müll und greift dann noch in die Kasse. Sollte man vielleicht damit rechnen, den ein oder anderen Mitarbeiter auf die Palme zu bringen.