Geschäftsführung: Einzelgänger oder Doppelspitze
In Sachen Geschäftsführung und Doppelspitzen bin ich ein gebranntes Kind. Als Jungspund will man die Erde aus den Angeln heben und ist sich der Konsequenzen nur selten bewusst. Selten hört man dann auf die Erfahrungen anderer, denn schließlich macht man alles anders und sowieso viel besser. Man hört nicht mal, dass es genügend Geschäfts-Ehen im eigenen Umkreis gab die gescheitert sind. Bekommt man dann noch Honig ums Maul geschmiert, ist das Hirn in der Regel völlig ausgeschaltet und man sieht nur noch die endlosen Möglichkeiten. Folglich spielt hier das eigene Ego eine entscheidende Rolle, denn natürlich bekommt man Fusionsangebote nur, wenn man “gut” in seinem Job ist. 😉 Das die andere Partei evtl. andere Beweggründe hat und vielleicht nur die mögliche Konkurrenz aus dem Weg haben möchte sieht man erstmal nicht. In diesem Beitrag möchte ich ein paar Tipps und Erfahrungen teilen, die mir geholfen haben bzw. in meiner Tätigkeit begegnet sind. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen bei seiner Entscheidungsfindung.
Technische Interessen
Es ist keine Schande technische Kompetenzen zu besitzen. Schließlich hat man sich für diese Form der Lebensfinanzierung entschieden. Sie ist nicht für das generieren von Reichtum bekannt, aber man schafft Werte. Der Finanzier ist auf diese Werte und Dienste angewiesen, die er im späteren Verlauf wieder verkaufen kann. Folglich sind finanzstarke Personen immer auf der Suche nach einem neuen Honigtopf. Als “Techniker” sollte einem bewusst sein, dass man für die Vermehrung fremden Kapitales steht und ganz schnell ersetzt werden kann. Zum anderen haben Personen, welche sich auf den Handel oder Finanzmittel spezialisiert haben, einen gewissen Geiz- und Gierfaktor. Im Geschäftsbereich nennt man diese Eigenschaft gewinnorientiert. Als wertgenerierende Person, verfügt man weniger über diese Eigenschaft. Geschäftsführer brauchen jedoch zu einem gewissen Teil diese Eigenschaft. Ergo sollte man sich diese Eigenschaft etwas zu eigen machen, es hilft einem die Unternehmensparameter besser im Blick zu haben. Andernfalls verlässt man den Geschäftsführerposten schneller als man gucken kann.
Finanzielle Interessen
Macht euch nichts vor, bei jeder “Fusion” bzw. Bündelung von Kompetenzen geht es immer um finanzielle Interessen und vermeintliche Vorteile. Es ist der wichtigste Punkt, wenn ihr euch entschließt diesen Schritt zu gehen. Vergesst niemals, die treibende Kraft für jede Unternehmung ist immer das Geld und wer wieviel dafür opfern muss. Über kurz oder lang geht es immer darum, wer mehr oder weniger investiert. In der Regel gibt es eine Person die eher finanzielle Interessen im Blick hat und eine andere, welche eher im fachlichen Bereich die Interessen im Unternehmen vertritt. Natürlich gibt es auch andere Konstellationen. Beispielsweise Händler-Ehen, diese halten nach meiner Wahrnehmung jedoch länger an, da beide Geschäftsführer aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Ich gehe hier nur auf die, aus meiner Sicht, überwiegend vorkommende Struktur ein. Natürlich können auch andere Konstellationen, an ähnlichen Eigenschaften und Fehlern der Geschäftsführer, zerbrechen. Mit der zunehmenden Individualisierung und Vereinzelung unserer Gesellschaft wird dieser Trend wohl zunehmen. Einige sind ja schon völlig überrascht, wenn man 20 Jahre lang ein und den selben Partner hat.
Der Klassiker
Beide Protagonisten sind voneinander abhängig und wenn der Austausch gut funktioniert hält die Beziehung eine längere Zeit. Ist der Austausch eher mäßig, versucht eine Seite immer die Notwendigkeit der anderen Person in Frage zu stellen. Gehört man zur finanziellen Sparte, holt man sich in der Regel die Kompetenz in das Unternehmen. Folglich wird die fachliche Kompetenz grundsätzlich von der finanziellen Kompetenz absorbiert. Ist das der Fall, hat man neben der finanziellen Inkompetenz ein weiteres Problem. Das Unternehmen “gehört” einem nicht, selbst wenn man es mitgestaltet hat. In Klartext, der Geschäftsführer mit den finanziellen Interessen könnte dazu neigen, irgendwann ein Konstrukt aufzubauen welches auf eine Trennung hinausläuft.
Im Aufbau
Stellt euch ein Unternehmensgründung wie einen Aufbau eines Dieselmotors vor. Am Anfang eines Unternehmens steht der Aufbau, dafür benötigt man fachliche Kompetenz und einen Finanzierungsplan. Schließlich benötigt man die Teile bzw. die Werkzeuge um den Motor zusammen zu bauen. Ohne Finanzierungsplan geht es also nicht! Natürlich kann man bei der Finanzierung diverse Abkürzungen nehmen. Aber sobald man sich entschließt, jemand anderen an der Finanzierung teilhaben zu lassen, gibt man Verantwortung und Entscheidungsspielräume ab. Primär geht es bei solchen Entscheidungen immer um die Aufbaugeschwindigkeit. Der stumpfe Satz, Zeit ist Geld, trifft hier voll ins schwarze.
Haben wir also unseren Dieselmotor aufgebaut, benötigt man immer weniger die fachliche Kompetenz für einen funktionierenden Lauf. Die Prozesse sind etabliert und man kann sich erstmal um die Schmierung und den Treibstoff kümmern. Die Schmierung ist die Arbeitsleistung des Unternehmens und der Treibstoff ist in meinem Beispiel der Kundenkreis. Beides wird also benötigt damit unser Motor ordentlich laufen kann. Aus finanzieller Sicht kann man also erstmal anfangen den Motor zu belasten. Je nach Drehzahl bekommt man folglich den entsprechenden finanziellen Output. Ab jetzt wird es für den fachlichen Teil kritisch, denn der finanzielle Teil wird jetzt an der Dosierung der Schmierung drehen und immer mehr Treibstoff in die Brennkammern schütten. Je besser die Kommunikation der einzelnen Ressorts ist, desto abgestimmter kann der Motor laufen.
Unser Motor hat jetzt noch so allerhand technische Spielereien wie Turbolader, Ölkühler und andere Bauteile die den Lauf des Motors optimieren sollen. Das wären sozusagen dann Mitarbeiter für die Buchhaltung, den Vertrieb oder Qualitätsmanagement. Einiges davon kann man sich aus finanzieller Sicht auch sparen andere Komponenten wiederum nicht. Der Motor läuft und wirft Gewinne ab. Folglich wird die Finanzierungsseite weitere Optimierungen vornehmen. Beispielsweise könnte man nun noch ein Containment für den Motor bereitstellen. Vorzugsweise aus dem eignen Besitz, so kann der Finanzier noch weitere Gelder aus dem Unternehmen ziehen ohne das der technische Teil daran beteiligt wäre. Andere Spielereien wären beispielsweise ein geleastes Firmenfahrzeug, mit entsprechender 1%-Regelung. Hiermit bindet man die entsprechenden Angestellten und generiert absetzbare Kosten für die Gesellschaft. Hat man dann noch passende Leasingverträge abgeschlossen, sind auch die Wartungskosten inbegriffen. Natürlich kann man auch entsprechende Ausbildungs- und Schulungsverträge mit Bindungszeit abschließen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, bei all diesen Entscheidungen legt man immer mehr Leistungsforderung an den Motor an. Übersteigen die Forderungen die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, würgt man den Motor ab. Die Unternehmung wandert folglich die Insolvenz.
Es ist unvermeidlich
Wie wir gelernt haben ist es immer das gute Geld was in einer Unternehmung zählt. Folglich basieren die meisten Streitigkeiten auch auf dem Geld. Ob es nun die Arbeitszeiten, die Aufwendungen für Werkzeuge oder schlicht weg Übervorteilungen sind. Man muss lernen miteinander zu kommunizieren und Kompromisse einzugehen. Verfügt man nicht über die Fähigkeit der Kompromissbereitschaft ist es besser keine Kooperation einzugehen. Andernfalls wird es im späteren Verlauf sehr teuer und die Anwaltskanzleien freuen sich ein Loch in den Hintern. Ich persönlich kenne nur ein Unternehmen von knapp 10, die über einen längeren Zeitraum miteinander klar kommen und auch dort kriselt es schon.
Schaut euch eueren Geschäftspartner genau an. Verfügt dieser über keine stabile Beziehung oder hat keine Kinder, ist er in der Regel nicht fähig Kompromisse einzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Auch das Ego ist entscheidend und relativ schnell in diversen Gesprächen auszuloten. Bei der Zuverlässigkeit bekommt man auch recht schnell ein entsprechendes Feedback. Auch hier gilt, stabile Familienverhältnisse sollten präferiert werden. Finger weg von Quatschköpfen und den geilsten Typen, es sind reine Verkäufer. Schaut keiner hin verscherbeln solche Typen auch ihre Großmutter. Bei mir schrillen beispielsweise schon sämtliche Alarmglocken, wenn die Worte erfolgreich, lukrativ und Rendite mehr als einmal genannt werden. Sagt euch euer Bauchgefühl da ist etwas Faul, zieht Leine und kümmert euch lieber persönlich um euer Business. Es kostet immer Arbeit und eine Abkürzung zu nehmen bringt meistens mehr Probleme als alles andere. Wenn ihr unbedingt eine Doppelspitze haben wollt, baut eure Verträge dementsprechend auf! Ihr tut euch einen riesen Gefallen, wenn ihr euch schon während der Gründungsphase mit der möglichen Trennung beschäftigt.