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DB und eine einseitige Berichterstattung

DB und eine einseitige Berichterstattung

Trübe Aussichten bei der Deutschen Bahn. Eine nicht vorhandene Verkehrswende die abgewürgt werden könnte. Lohnzettel die nicht ausgegeben werden. Ein hoher Krankenstand. Mitarbeiter die ständig verzichten müssen. 60 Wochenstunden für Schichtarbeiter, weil die Personalführung versagt. Vorstände welche in der Berechnung Ihrer Bonis sehr kreativ werden. Ein Verkehrsminister der mit seiner Partei eher mit dem Begriff “Fick den Planeten” als mit nachhaltigen Verkehrskonzepten in Verbindung gebracht wird. Die Deutsche Bahn hat massive Probleme und die Mitarbeiter haben die Nase voll. Was hört man von Politik und in der Presse? Primär, dass die Streikenden überzogene Forderungen haben. Wo bleibt der Blickwinkel der Mitarbeiter die für ihre Forderungen kämpfen?

Man muss nur Fragen

Für die Presse wäre es ein leichtes mal die Stimmung im Unternehmen Deutsche Bahn abzufragen. Erstens tummeln sich überall in Deutschland Mitarbeiter der Bahn herum. Zweitens zeigt der Streik doch wohl schon an, dass irgendwas nicht stimmt bei der Deutschen Bahn. Ich habe mal auf den Strecken die ich nutze gefragt wie die Mitarbeiter das so sehen und ich war überrascht von einigen Äußerungen. Von Resignation bis Wut über die Zustände bei der Bahn war alles dabei, aber dazu später etwas mehr.

Was mich an der Berichterstattung etwas stört ist die einseitige Darstellung in der Boulevardpresse oder sagen wir mal vom Axel Springer Verlag und deren Schundblättern. Aus meiner Sicht nur ein Versuch den “kleinen Mann” gegen die GDL aufzuhetzen. Schauen wir doch mal auf die 35-Stunden-Woche. Ist es nicht so, dass die IG-Metall schon seit ca. 30 Jahren die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter durchgesetzt hat?! Nur die Deutsche Bahn bekommt es nicht auf die Kette. Selbst die anderen Mitbewerber auf der Schiene haben mit der GDL eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Nur der Marktführer sieht hier keinen Handlungsbedarf. Stattdessen bekämpft die Deutsche Bahn die GDL mit ihrem Tarifeinheitsgesetz, was aus meiner bescheidenen Sicht ein Missbrauch von Marktmacht darstellt und in einer Zerschlagung des Konzern enden sollte.

Was hat uns denn die Privatisierung der Deutschen Bahn gebracht?

Kurz um, ein defizitäres Unternehmen, welches auf Kosten von Mitarbeitern, Infrastruktur und Technik arbeitet. Das Schienennetz wurde “gesundgeschrumpft” und die Kapazität der Schiene wurde massiv eingeschränkt. Wozu? Böse Zungen würden behaupten, man habe den Schwerlastverkehr auf der Straße fördern wollen. Dieser Gedanke kann einem schon aufkommen, wenn man sich den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur anschaut. In den letzten Jahren verzeichnete das Autobahnnetz eine jährliche Steigerung von rund 10.000km, Tendenz steigend und nicht mal 100km, was schon sehr hoch gegriffen ist, waren für die Schiene drin. Die 100km bezeichnen bei der Bahn nur die neuen Schienen. Insgesamt ist das Schienennetz um mehrere 1000km geschrumpft. Zusätzlich wurden Weichen entfernt, was die Kapazität auf der Schiene nochmal reduziert hat. Es gleicht schon einer Demontage des Schienenverkehrs.

Wie sieht es bei den Angestellten aus?

Als einen attraktiven Arbeitgeber kann man die Deutsche Bahn nicht bezeichnen! Jeder der mit dem Gedanken spielt, sollte einfach mal ein paar Angestellte fragen, bevor er sich für diesen Arbeitgeber ausliefert. Wer möchte schon statt einer 38-Stunden-Woche mit 60 Stunden pro Woche bedient werden. Als Selbstständiger ist das was anderes! Hier weiß man wofür man sich das antut. In einem Konzern wie der Deutschen Bahn grenzt das schon Missbrauch. Sieht man dann wie sich die Vorstände die Taschen füllen und sich bei der Auszahlung ihrer Bonis mit kreativen Mitteln ihr Stück vom Kuchen sichern, könnte einem schon das kalte Kotzen kommen. Wozu vereinbart man eine Gewichtung bei den Zielen für Bonis, beispielsweise für die Frauenquote oder Pünktlichkeit, wenn man sie später bei nicht Erreichung wieder anpasst? Hauptsache das eigene Stück von Kuchen schrumpft nicht, auch wenn man völlig unfähig ist. Somit ist der Fachkräftemangel bei der Deutschen Bahn ein hausgemachtes Problem.

Dreist wird es dann, wenn die Lohnbuchhaltung, um Druck auf die Streikenden auszuüben, darauf zurück greift Lohnzettel einzubehalten. Ja, ihr habt richtig gelesen, die Deutsche Bahn hält Lohnzettel zurück! Das habe ich mir von mehreren Mitarbeitern bestätigen lassen. Um es klar zu stellen, mir reichte das mehrfach wiederholte Wort der Mitarbeiter, ich habe keine Nachweise eingefordert. Es gehört auch nicht zu meinen Aufgaben, da soll sich die Presse drum kümmern. Was ist die Bahn? Ein Mafiaclub? Ist das ein übliches Vorgehen bei Staatsunternehmen? Wenn es danach geht, würde ich als Angestellter noch viel härtere Geschütze auffahren. Als Unternehmer hat man sich nicht am Lohn seiner Mitarbeiter zu vergreifen! Zumal ein Streikender ja während eines Streikes schon auf den Lohn verzichtet. Von der Gewerkschaft bekommt man ein paar Euro, maximal pro Streikvorgang 100€. Wer sich also einem Arbeitskampf hingibt, macht das nicht aus Spaß!

Wenn man bei der Bahn hätte Geld sparen wollen, dann hätte man evtl. schon früher auf die Forderungen eingehen sollen. Ich denke die Kosten dieses Arbeitskampfes, übersteigen die finanziellen Forderungen der Gewerkschaft bei weitem. Aber ich denke der Bahn geht es nicht um die finanziellen Aspekte, hier soll eine Gewerkschaft vernichtet werden.

Über Wutbürger und Aufgehetzte

Man bekommt auf der Schiene den ein oder anderen Fahrgast zu hören, der keine Ahnung hat und dumm rum pöbelt. Heute hatte ich dann ein Exemplar, was völlig beschränkt war. Ich fuhr in der ODEG, schräg neben mir saß ein Zugführer der Deutschen Bahn auf dem Weg zu Arbeit. Bahnhof Wannsee stieg dann ein Fahrgast mit seinem Rad ein der sich darüber beschwerte, dass die ODEG die Sitze für die “Fahrradabteile” blockierte. Der Bahnangestellte der Deutschen Bahn erklärte darauf hin was es damit auf sich habe. Als der Fahrgast dann mitbekam, dass sein Gegenüber von der Bahn war ging es recht schnell um die Streikgeschichte. Grundtenor war eine massive Unzufriedenheit über die Streikenden und der wiederholte Wortlaut das die ODEG ja zum Glück fahre. Abartig wurde es dann, als der Fahrgast dann erwiderte, dass er wisse was Arbeit sei, schließlich habe er im Catering gearbeitet und die Angestellten sollen sich nicht so anstellen. Er würde jedem Zugführer der Streike gerne auf die Fresse hauen und wenn dieser Frage warum, noch eine hinterher geben. Ab hier klinkte ich mich dann in das Gespräch ein und fragte den Zugführer wie es mit seiner Arbeitsbelastung aussehe. Sei er auch einer der Angestellten die mit 60 Stunden pro Woche belohnt werden? Wie der Krankenstand im Unternehmen sei? Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und unser, von Gewaltfantasien verfolgte Mitfahrer wechselte darauf hin kein Wort mehr mit uns. Glücklicherweise blieb er auch den Rest der Zugfahrt still. Das Ziel den Zugführer aus der Schusslinie zu nehmen hat also geklappt und ich hatte als Bonus, mit ein paar weiteren Mitfahrern der Deutschen Bahn, ein nettes Gespräch.

Leider trifft man solche Deppen auch mal an. Auf der Straße ist man eher ruhiger unterwegs, aber im Internet liest man häufiger über solche Entgleisungen. Da wird dann darüber schwadroniert, dass Pflegekräfte sich nicht beschweren, Bahnangestellte erstmal lernen sollten arbeiten zu gehen usw. Wenn ich nicht in der Lage bin meine Forderungen zu benennen, wird sich auch nichts ändern. Soviel zum Thema Pflegekräfte, Gesundheitswesen und gesellschaftliche Wertschätzung. Ich hielt mal eine Mitgliedschaft beim Roten Kreuz und war in diesen Bereichen ehrenamtlich unterwegs. Zum Thema Arbeit, es kann mitunter sehr anspruchsvoll sein, sich mit solchen Typen, wie oben erwähnt, auseinandersetzen zu müssen. Zugbegleiter werden gerne als Mülleimer benutzt. Sobald man mit Kunden kontakt tritt, hat man das Problem an der Backe. Nicht immer, aber es gibt solche Momente. Und die Leute die sich über die 35-Stunden-Woche aufregen, wissen i.d.R. nicht, dass die IG-Metall schon Jahrzehnte lang dieses Modell für ihre Mitglieder ausgehandelt hat. Selbst Helmut Kohl unser ehemaliger Bundeskanzler, mit der Ganovenehre, befand sich mit seiner Meinung, dass eine 35-Stunden-Woche absurd, dumm und töricht sei auf dem Holzweg. Ich würde diesen Spezialisten einfach mal empfehlen die Bild oder B.Z. weg zu legen und etwas mehr darüber nachzudenken wie man mit seinem Umfeld umgeht. Diese Schundblätter sind der falsche Lehrer für Menschlichkeit und Anstand!

Daniel Jörg Schuppelius

Selbstständiger IT-Dienstleister und Assistent für Elektronik und Datentechnik, Ich bin sozusagen Mädchen für alles was die Informationstechnik angeht. Kümmere mich gerne um Probleme, an denen andere Dienstleister scheitern und bin ständig auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Entwickle gerne Programme und Skripte und kümmere mich um diverse Blogs und Seiten. Auch sonst probiere ich mich an neuen Techniken aus, um mich noch unabhängiger von anderen Personen zu machen. Wenn du willst, dass irgendetwas funktioniert, dann kümmere dich immer selbst darum.

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