HomeServer
Angefangen hat alles mit dem Wunsch mehr über Linux und Netzwerke zu erfahren. Mit jedem neuem Board bekam ich neue Ideen, was man alles noch so machen kann. Anfangs war der Hauptbestandteil die Virtualisierung von Betriebssystemen, dafür setzte ich den VMware Server 2 ein, welcher unter Linux lauffähig war.
Anfangs war ich leicht überfordert von den Möglichkeiten welche mir der VMware Server 2 unter Linux bot, da ich Anfangs nur mit Windows und dem VMware Server 1 Erfahrungen gesammelt hatte. Der Schritt zu Linux war schon spannend, alles war anders und so kompliziert. Also versuchte ich erstmal nur Linux als Virtualisierungshost einzusetzen und mich langsam an die Eigenarten des Systems zu gewöhnen. Aus Erfahrung wusste ich, ich muss meine Blockade gegen das Neue beseitigen. Unter Windows und DOS war ich seit meinem 12 Lebensjahr immer zum Erfolg gekommen. Kannte die Tücken welche mit der Benutzung auftreten konnten und war mittlerweile ein Installationsprofi, teilweise musste ich mein System 3 Mal am Tag neu aufsetzen, da ich es durch meine Programmierung und die damit verbunden Tests zerlegt hatte. Mit Linux stellte ich ähnliches an und sperrte mich oft genug aus dem System aus, weil ich Dateien bearbeitet hatte welche nicht bearbeitet werden sollten bzw. nicht so wie ich es tat. Die Devise lautete, wie kann ich etwas lehrnen ohne ständig alles wieder neu zu installieren. Netzwerke mussten neu konfiguriert werden, Dienste und Anwendungen mussten ständig neukonfiguriert werden. Das klassische Trail and Error oder wie ich heute sagen würde “lernen durch Schmerz”, war mein bester und schmerzhaftester Begleiter in dieser Zeit. Diese Art der Problemlösung trieb meine Eltern zur Verzweiflung. Alles was ich an Technik bekam, wurde nach kurzer Erkundungsphase zerlegt und “geprüft”.
Zurück zum HomeServer, dass eigentliche Problem was ich hatte, wie kann ich mit möglichst wenig finanziellem Aufwand technisch komplexe Anwendungen realisieren. Da ich zum damaligen Zeitpunkt bei der K&M Elektronik AG arbeitete, war ich ja gleich an der Quelle.
Ich machte mir also Gedanken wie ich die Komponenten ohne die sperrigen Gehäuse zusammenbringen konnte. Bei einer Einkaufstour im Bauhaus dachte ich mir, nimm doch einfach ein Brett.
- Wie groß soll es nur sein?
- Wie mache ich die Komponenten fest?
Die große des Bretts war recht schnell gefunden (1200 mm x 600 mm). Die Frage der Befestigung der Komponenten war etwas wild.
- Gibt es Probleme bei den Festplatten?
- Wie soll ich die Menge an Festplatten überhaupt an ein Brett nageln?
Dann kam mir die Idee, dass ich mein Coolermaster Gehäuse zerlegen werde, da es modular aufgebaut war. Festplatten konnte ich also montieren und sogar mit Kühlung. Alles war gut, bis ich mir die Netzteile angeschaut hatte. Für jedes Netzteil eine Metall-Schablone zu bauen, war mir zu aufwendig. Also, was hatte ich denn noch. Einen Haufen an Werbegeschenken die ich niemals weg bekam, viel mir ins Auge. Schlüsselbänder, die will eh keiner haben und loswerden über den Rundordner war mir zu schade. Alles war demnach geklärt, Schrauben und Unterlegscheiben mussten nur noch für die Brettstärke besorgt werden und es konnte losgehen.
Das anbringen der Bauteile war recht schnell erledigt, die Software zu installieren war schon etwas zeitaufwendiger. Ich wollte ja schließlich die “Eierlegende Wollmilchsau” aufbauen. Das System sollte komplett verschlüsselt sein und noch genügend Power haben um mir meine Serverdienste bereitzustellen. Mit der Verschlüsselung kamen dann die Probleme mit der Performance, die Geräte waren überfordert. Das Netzwerk zeigte mir teilweise recht eindrucksvoll, was es von meiner Benutzungsweise hielt. Also musste ich dafür sorgen das Dienste verteilt wurden und die Verschlüsslung anders bewerkstelligt wurde. USB-Sticks als Key fand ich, sollten es werden. Die Systeme konnten somit automatisch Starten, wenn die Keys vorhanden waren. Und wenn die Keys entfernt wurden, konnte man noch bequem weiter machen bis ein Neustart durchgeführt wurde. Die Verschlüsselung war gelöst und die Systeme funktionierten mit der neuen Art der Verschlüsselung einwandfrei.
Ich hatte also ein Board umsonst gekauft. Diesen Umstand fand ich nur kurz bedauernswert, da mir innerhalb kürzester Zeit neue Bedienfelder für meinen Server einfielen. Ich realisierte über dieses System, Router, verschiedenste Serverdienste und einen sicheren Speicher für meine werdenden Kunden. Ich wollte ein Maximum an Sicherheit gewährleisten, also musste auch das Netzwerk in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden. Ich wollte ja schließlich auch Kundenrechner warten können. Diese sollte aber auf keinen Fall bestehende Daten gefährden können bzw. über mein Netzwerk Probleme verursachen die evtl. teuer werden könnten. Also musste ich lernen mich mit dem Subnetting auseinander zu setzen und Datenströme so zu kanalisieren, dass ich auch testen konnte was mit den zu wartenden Maschinen passierte. Durch meine Lernphase, welche ich mit dem Bau des Systems eingeleitet hatte. Wurde meine technische Kompetenz innerhalb kürzester Zeit in Sphären katapultiert, welche ich Anfangs nicht für möglich gehalten hätte. Auch heute profitiere ich noch von den Erfahrungen, welche ich zu dieser Zeit gesammelt hatte. Das System teilte mir beispielsweise, per Sprache, mit wenn sich neue Geräte in der Gegend aufhielten. Angriffe oder sonstige Meldungen die ich Interessant fand, wurden natürlich auch per Sprache ausgegeben. Teilweise auch mit kuriosen Reaktionen der erlebenden Personen.
Ein Heizungstechniker bekam sogar mal Angst, dass ich ihn “gehackt” hätte. Weil mir das System in seinem Beisein erzählte, dass sich ein unbekanntes Gerät im Haus befand welches nun analysiert würde. Der Großteil der Personen, waren aus meiner Sicht eher überfordert von dem Anblick und fragten sich was man mit so einem System wohl machen könnte und wozu ich so etwas benötigen würde. Von, ich bin doch ein Krimineller bis Wahnsinniger war eigentlich alles dabei. Wie gesagt, ich habe erst durch diese Maschine gelernt was so ein Computer alles leisten könnte. Im August 2012 wurde das System dann zerlegt und die Teile wurden in meinen Wartungskoffer migriert. Die Anforderungen für meinen Betrieb übernahmen dann spezialisierte Komponenten, welche meinen neuen Anforderungen besser stand halten konnten. Und den Stromverbrauch um einige 100 Watt reduzierten.
Ich stamme aus Westberlin und höre immer mal wieder, dass einige Leute, ob Ost oder West, die Mauer gerne wieder…