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Zwischen Traum und Realität: Die Einladung

Zwischen Traum und Realität: Die Einladung

Willi konnte den Gedanken an das verlassene Hotel nicht abschütteln, als er später an diesem Abend in seiner Wohnung saß. Der Regen war zurückgekehrt und prasselte rhythmisch gegen die Fensterscheiben. Theissen lag zu seinen Füßen und kaute zufrieden an einem alten Kauknochen. Willi scrollte mechanisch durch seine OpenStreetMap-Karte, markierte Wege und notierte sich Details, aber seine Gedanken schweiften immer wieder zu dem dunklen Transporter und dem verlassenen Gebäude.

Plötzlich vibrierte sein Handy auf dem Tisch. Die grelle Beleuchtung des Displays zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war Thomas, ein Freund aus seiner kleinen Clique, die sich regelmäßig traf. Willi zögerte kurz, bevor er den Anruf entgegennahm. Gespräche mit anderen Menschen fielen ihm immer schwer. Es war, als ob sie ihn aus einer sicheren Blase herauszerrten, in der er sich verstecken konnte.

„Hey Willi! Kommst du heute Abend zu Marc und Petra? Wir machen mal wieder einen kleinen Abend, du weißt schon…“ Thomas’ Stimme war wie immer voller Energie. Willi konnte den Enthusiasmus seines Freundes spüren, aber er spürte auch, wie die bekannte Beklemmung in ihm aufstieg. Er mochte die Treffen, irgendwie, aber sie kosteten ihn immer Energie.

„Ich weiß nicht, Thomas. Ich hatte eigentlich nicht vor…“, begann Willi, doch Thomas fiel ihm ins Wort.

„Komm schon, Willi. Wir haben heute was Besonderes! Du wirst es nicht bereuen. Es wird lustig, ehrlich. Und außerdem, Marc hat wieder dieses geile Bier aus der kleinen Brauerei besorgt, das du so magst. Die Mädels freuen sich auch, dich zu sehen. Du kannst doch nicht immer nur vor deinem Rechner hocken.“

Willi lachte leise, mehr aus Verlegenheit als aus Überzeugung. Thomas hatte einen Punkt – er verbrachte zu viel Zeit allein. Aber der Gedanke, aus seiner Komfortzone herauszugehen, machte ihn nervös. Andererseits… vielleicht war es genau das, was er brauchte, um die Gedanken an das Hotel loszuwerden.

„Okay, ich komme. Aber nicht zu lange“, sagte Willi schließlich und konnte spüren, wie die Freude in Thomas’ Stimme aufblühte.

„Das ist mein Willi! Wir sehen uns später!“, sagte Thomas, bevor er auflegte. Willi legte das Handy zur Seite und seufzte.

Eine Stunde später stand er vor dem Spiegel und zog sich seine Jacke über. Theissen, der seinen gewohnten Spaziergang erwartet hatte, blickte ihn mit schiefgelegtem Kopf an. „Tut mir leid, Kumpel, heute bleibst du zu Hause“, sagte Willi mit einem leichten Lächeln, während er sich die Schuhe zuband. Theissen legte sich widerwillig auf seine Decke und beobachtete ihn mit treuem Blick.

Willi machte sich auf den Weg. Die Straßen waren feucht vom Regen, die Laternen warfen lange Schatten auf den Asphalt. Er spürte, wie die vertraute Beklemmung ihn begleitete, während er die wenigen hundert Meter zu Marc und Petras Wohnung ging. Die beiden lebten in einer geräumigen Altbauwohnung, die fast schon ein zweites Zuhause für die Clique geworden war. Hier trafen sich alle, um zu reden, zu trinken und manchmal auch einfach nur, um nicht allein zu sein.

Die Haustür stand schon offen, und Willi konnte die Stimmen der anderen hören, die aus der Wohnung drangen. Ein warmes Licht fiel auf den Flur, begleitet von der leisen Musik, die immer im Hintergrund lief, wenn Marc und Petra Gastgeber waren. Willi holte tief Luft, bevor er eintrat.

„Willi! Da bist du ja! Komm rein, Mann, wir haben schon auf dich gewartet!“ Marc stand in der Tür und grinste breit. Er hielt ein Bier in der Hand und klopfte Willi freundschaftlich auf die Schulter. Die Wohnung war bereits voller Leute. Bekannte Gesichter, die er alle schon kannte – Thomas, die immer lachende Petra, und einige andere aus ihrer kleinen Runde.

„Setz dich, entspann dich. Wir haben heute was Besonderes vor… aber das erzähle ich dir später“, sagte Marc mit einem verschwörerischen Lächeln und reichte Willi ein Bier. Willi nickte und setzte sich in eine Ecke des Wohnzimmers, wo er einen Moment für sich hatte, bevor ihn die Gespräche der anderen wieder in ihre Mitte zogen. Doch im Hinterkopf war da immer noch das Bild des Hotels und des Transporters. Was war dort los? Und warum konnte er es nicht vergessen?

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