Wenn Schluderei gefährlich wird
Mein Radhändler hatte am 30.03.2023 den 4. Sicherungsring an meiner Elian-Nabe montiert, weil der Vorgänger abermals gebrochen war und sich dementsprechend verabschiedet hatte. Dafür musste dieser das Schutzblech demontieren und hat bei der anschließenden Montage die Schrauben auf der Bremsscheibenseite nicht ausreichend befestigt. Als ich dann noch eine falsche Schlussfolgerung für die Ursache des Bruchs der Schutzblechhalterung (Berlins Radwege fordern ihren Tribut) zog, nahm das Unheil seinen Lauf (15 Tage und ca. 400km). Allerdings hatte ich noch Glück, dass mir dieser Unfall nicht in der City oder auf der Landstraße passiert ist. Ein paar Prellungen habe ich kassiert, aber nichts was von Dauer ist.
Da mein Radhändler immer etwas Zeit benötigt, wollte ich die defekte Schutzblechhalterung erstmal selbst reparieren, bis das neue Teil angekommen ist und machte mich auf den Weg zu meinem Vater. Ich verband also die losen Rohrenden mit einem stramm sitzenden Holzdübel und verklebte dann das Rohr provisorisch. Beim Verbinden der Rohre ist mir jedoch nicht aufgefallen, dass die Schrauben auf der gegenüberliegenden Seite nur noch zum Teil im Gewinde stecken mussten, da die Halterung unter Spannung stand.
Der Unfall
In Oranienburg angekommen, musste ich nur noch rund 12km über ein paar Radwege. Das Schutzblech machte einen stabilen Eindruck also machte ich mich los. Nach ca. 2km brach mir dann das Schutzblech an einer weiteren Stelle, drehte sich nach vorne und blockierte mir das Vorderrad. Demzufolge stellte sich das Rad quer und ich konnte nicht mehr lenken. Als ich dann bei voller fahrt auf dem Asphalt aufschlug, brach mir das Lenkgestänge. Glücklicherweise bin ich mit meinem Kopf auf dem Waldboden gelandet, in der Stadt hätte diese Geschichte ganz anders ausgesehen. Nichtsdestotrotz scheint das Bild wohl doch recht extrem ausgesehen zu haben, denn einige Autofahrer hielten an und fragten ob ich Hilfe benötigte.
Nachdem ich mich sortiert hatte, fing ich an die defekten Teile einzusammeln und die Reste meiner Lichtanlange zu demontieren damit ich das Schutzblech abnehmen konnte. Ein Höllenspaß mit einem angeschlagenen Daumen der nichts mehr greifen konnte! Nun stellte sich mir die Frage wie ich das Rad hier weg bekomme, die Lenkung existierte ja nicht mehr. Also spannte ich einen Expander, um das Rad erstmal geradeaus fahren zu lassen. Die Lenkung war nun, im kleinen Rahmen und über die Neigung des Rades möglich.
Die Schnellreparatur
Nach 2 Stunden hatte ich dann die 10km geschafft und konnte die Lenkung erstmal wieder reparieren. Dabei stellte ich dann fest, dass Kettler offensichtlich keine Ahnung von den Eigenschaften der Edelstahlschrauben hat, die sie für die Lenkung benutzt hatten. Edelstahlschrauben sind spröder als verzinkte Stahlschrauben und brechen natürlich bei einer solchen Belastung. Zum Kontern wurden Aluminiummuttern benutzt, was ich persönlich nicht gemacht hätte. Aber wir wollen ja nicht christlicher sein als der Papst. Aluminium und Stahl im Feuchtbereich sind immer ganz spezielle Freunde.
Auf dem Foto sieht man, dass die Schraube verschweißt wurde. Ich musste die Gewindestange folglich aus Ausbohren und ein neues M8-Gewinde hineinschneiden. Diesmal habe ich aber eine verzinkte Stahlschraube genommen.
Anmerkung: Wenn ihr herausfinden wollt ob Schrauben aus Edelstahl sind und ihr habt keinen Schraubenkopf mit entsprechender Beschriftung, dann könnt ihr einen Magneten verwenden. Ist die Schraube nicht magnetisch bzw. nur teilweise, dann ist es bei entsprechendem Gewicht eine Edelstahlschraube.
Das Schutzblech wollte ich dann nicht reparieren, denn dieses Teil werde ich meinem Radhändler um die Ohren hauen. Natürlich könnte man sagen, ich bin selbst Schuld. Ich hätte ja die Schrauben kontrollieren können. Aber mal im Ernst, wer kommt denn gleich auf einen mangelhaften Drehmoment der Schrauben bei einem Ermüdungsbruch. Zumindest werde ich in Zukunft wohl gleich auf die Befestigungen gehen, wenn ich es wieder mal mit einem Ermüdungsbruch zu tun bekomme. Zumindest bin ich heilfroh, dass mir nichts schlimmeres passiert ist und das ich nicht im Straßenverkehr teilgenommen habe. Ansonsten wäre ich vermutlich nicht so glimpflich davon gekommen.