Das vermeintliche Unverständnis des Alters
Als Jugendlicher, habe ich mich immer über den Frust und das Unvermögen von älteren Personen geärgert. Ich habe nicht verstanden, warum Menschen aufgrund von Kleinigkeiten ein solches Verhalten an den Tag legen können.
Man hatte ständig das Gefühl, je älter die Person desto unzufriedener mit der Umwelt. Sie hatten aus meiner Sicht, den Spaß an Leben verloren bzw. definierten ihren Lebensabend dadurch, andere Personen zu beobachten um bei der kleinsten Verfehlung gleich los schießen zu können.
Jetzt komme ich langsam in ein höheres Alter und muss feststellen, dass es ein schmaler Grad ist auf dem man sich bewegt. Mit steigendem Alter, scheint es auch immer mehr Themen zu geben, welche einen aufregen.
Ich kann mich beispielsweise herrlich über Personen aufregen, welche Hinweise und Piktogramme nicht “lesen” können, auf Rolltreppen der Empfehlung, “rechts stehen, links gehen” nicht folgen oder Andere anmachen, weil sie selbst zu dämlich waren.
Der Versuch, Andere zu belehren geht meist nach hinten los
Es bringt aus meiner Sicht nichts, andere auf ihre vermeintlichen Fehler hinzuweisen, da jeder das macht, was er für richtig hält. Mit Empfehlungen, können die meisten noch umgehen. Alles andere ist vergebene Mühe und führt nur zu Unmut bei einem selbst, weil der Gesprächspartner sich in der Regel angegriffen fühlt.
Selbst wenn Themen eigentlich klar sein sollten, wie z.B. die Vermeidung der Nutzung von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen. Jeder weiß, dass die Dinger irgendetwas mit unserer Umwelt machen, aber keiner fühlt sich zuständig. Stattdessen kaufen wir immer größere Fahrzeuge und gefährden damit die Personen im Straßenverkehr, welche schon längst begriffen haben was getan werden muss.
Für mich, ist es klar und für Dich?
Jeder hat seine eigene Definition von Klarheit, d.h. was für mich völlig logisch ist, muss nicht zwangsläufig das Richtige für andere Mitstreiter sein. Ein Umstand der zu neuen Ansätzen führen kann, wenn man sich darauf einlassen kann, mit seinem Gegenüber einen fairen Umgang zu pflegen.
So lange also keine Personen geschädigt oder unverhältnismäßig beeinträchtigt wird, bin ich gerne bereit andere Standpunkte aufzunehmen. Das Zauberwort heißt hier mal wieder Empathie.
Nimm Dich nicht zu ernst
Leben heißt anscheinend Konflikte zu erfahren und wenn man diesen Aspekt akzeptiert, muss man auch nicht mit Unverständnis und Wut reagieren. Hier sollte das Alter für eine entsprechende Gelassenheit sorgen.
Das heißt aber nicht, dass man alles schlucken sollte, nur um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Vertritt Deinen Standpunkt, aber bleibe flexibel genug, für notwendige Verbesserungen.
Wenn mit Charme und Ehrlichkeit argumentiert wird, gibt es auch selten unlösbare Probleme. Und mal ehrlich, es ist immer schwieriger einem netten Geist zu schaden als anders herum.
Lass Dir Zeit zum Verstehen
In der heutigen Zeit, fühlen wir uns häufig dazu genötigt, möglichst schnell eine Meinung zum Thema X zu haben. Die Technik sammelt und bereite Informationen mittlerweile so schnell auf, dass wir oftmals nur die Überschriften wahrnehmen und glauben den Text dahinter zu kennen.
Lass Dir ruhig Zeit mit deiner Urteilsfindung und lass die Texte und Nachrichten etwas wirken. Es ist keine Schande seinem Gesprächspartner das Eingeständnis zu machen, dass das aktuelle Thema noch keine ausreichende Präsenz in Deinem Leben hatte.
Will sich der Gesprächspartner nicht profilieren, wird es ein fruchtbarer Austausch. Andersherum steht es Dir immer frei, die Reißleine zu ziehen und den Hinweis abzugeben, dass die aktuelle Art der Gesprächsführung unerwünscht ist.
Ich stamme aus Westberlin und höre immer mal wieder, dass einige Leute, ob Ost oder West, die Mauer gerne wieder…