Brandenburg Tour – 2017
Nach dem ich alles gepackt und kontrolliert hatte, wollte ich endlich beginnen. Die Tour war geplant und mein erstes Ziel sollte Brandenburg an der Havel sein. Wie immer, wenn ich meine langzeit Touren beginne, regnet es. Ich wartete also ab, bis das Regenband über Potsdam gezogen war und machte mich dann auch den Weg. Erstes Zwischenziel war Werder. Von dort aus, würde ich dann dem Havelradweg folgen und könnte dann morgen von Brandenburg aus starten können. Aufgrund des Regens und meiner daraus resultierenden späteren Abfahrt, wollte ich die erste Nacht biwakieren. Die erste Etappe, sollte also schon mit Improvisation beginnen.
Tag 1
Das erhöhte Gewicht meines Rades, machte mir anfangs ganz schon zu schaffen. Der Toureneinstieg war auch dumm gewählt. Ich musste eine Brücke überqueren, diese verfügte zwar über Schieberampen. Jedoch waren diese zu nah am Geländer montiert. Durch die Taschen war das hochwuchten eine Zirkelarbeit, die mir locker 10 km aus meinen verfügbaren Reserven zog. Nach dem ich Werder hinter mich gelassen hatte, wurde die Strecke und mein Feeling zum Lastenesel zunehmend angenehmer. Ich wusste wie ich mich zu verhalten habe und wie das mit dem sicheren anfahren von statten geht. Mittlerweile hatte es auch wieder aufgehört zu regnen, also durfte ich endlich in den Genießermodus umschalten. Wenn ich was schönes gesehen habe, hielt ich an und genoss die Zeit mit mir und der Natur. Nach jedem Regen, wird man auch immer wieder belohnt. Die Luft ist herrlich frisch und ein feuchter Wald hat auch seinen Charme.
Was wollte ich heute eigentlich schaffen
Mein Ziel war es, für den heutigen Tag, Brandenburg an der Havel zu erreichen. Dies schaffte ich dann auch. Obwohl ich mich in Brandenburg verfahren hatte, fand ich recht schnell wieder den Einstieg in die Tour. In den Städten, sind die Touren oftmals nicht gut ausgeschildert und man kann sich relativ schnell verfransen. Nach dem ich Brandenburg a. d. Havel passiert hatte, fand ich dann auch eine passende Schlafmöglichkeit. Das Vorbereiten meines Schlafplatzes war auch fix erledigt. Und ich konnte recht schnell, die restlichen Stunden am Breitlingsee verbringen. Am ersten Tag, waren es also “nur” 40 km. Das Ziel war erreicht und ich konnte am Montag die eigentliche Etappe der Tour Brandenburg beginnen.
Tag 2
Der nächste Tag fing sehr gut an. Ich wurde recht früh wach und konnte um 08:53 dann beim Bäcker hinter Krichmöser einfliegen. Danach fuhr ich durch die Parks immer schön dem Havelradweg entlang. Alles lief super und ich hatte das Gefühl heute richtig Kilometer schruppen zu können, wenn man das Schruppen nennen kann, mit einem 60 kg Fahrrad. Immer wieder, wurde ich von Radfahrern ausgefragt, wohin meine Reise geht und wie lange ich schon unterwegs bin. Ist man alleine unterwegs ist, passiert einem das recht häufig und man ist bzw. ich war dankbar dafür. Man konnte etwas an Erfahrungen austauschen bzw. einfach mal mit Leuten reden. Zu diesem Zeitpunkt, wusste ich noch nicht, wie wichtig mir dies noch werden würde.
Der erste Fehler
Ungefähr eine Stunde vor Rathenow bekam ich Hunger und wollte meinen Kocher mobilisieren. Fing also an mir meine Tütensuppe fertig zu machen und zog mir mit etwas Brot 500 ml Suppe hinein. Bis hierher war noch alles ok, aber ich merkte nach ein paar Kilometern, dass mein Magen sich bemerkbar machte. Bis Rathenow vergaß ich meine Magengeschichte und war noch guter Dinge. Ich musste also in Rathenow unter den Gleisen lang und suchte nach dem passenden Weg. Das Anhalten, ließ die ganze Geschichte etwas akuter für meinen Darm werden und ich beschloss möglichst schnell einen geeigneten Ort zu finden. Kurz vor der Stadtgrenze ließ sich nicht mehr vermeiden was nicht vermeiden ließ. Kurz gesagt, ich war der Verzweifelung nahe. Aber wie immer, wenn über einen die Welt zusammen bricht. Kleine Ziele setzen und anfangen zu arbeiten.
Alles wird gut
Nachdem ich mich wieder sortiert hatte, suchte ich mir die nächste Möglichkeit für eine Übernachtung heraus. Ok, Hohennauen hat einen Campingplatz, Dusche und Waschmaschine ist verfügbar. Die ganze Angelegenheit in Rathenow hatte mich stark entkräftet und so schlich ich mit 18km/h durch die Lande bis ich endlich Seeblick erreichte. Mittlerweile hatte ich mich wieder gefangen und konnte nun meine Ausrüstung, auf dem Campingplatz, wieder in einen benutzbaren Zustand bringen. Allerdings hatte ich mich in der Bedienung der Waschmaschine etwas angestellt. Einmal das Programm X begonnen, musste es bis zum Ende durchlaufen. Zwischenzeitige Änderungen hatten für mich merkwürdige Auswirkungen.
Nachdem ich also alles erledigt hatte, konnte ich mich nun wieder den angenehmen Teilen dieser Tour widmen. Essen war angesagt und ich wollte wissen ob ich wieder stabil unterwegs war. Heute hatte ich ca. 50 km geschafft und fühlte mich angeschlagen. Also beschloss ich zu schauen, ob ich morgen wieder loslegen könnte. Wenn nicht, blieb ich noch einen Tag länger. 14 Tage hatte ich mir gegeben und wollte mindestens bis Finow kommen.
Abends wurde ich dann noch von meinen Zeltnachbarn eingeladen und diese schnackten mit mir die halbe Nacht durch. Ein Pärchen, welches sich öfter hier aufhielt. Sie machten gerade eine Kanutour und hielten hier immer an, um die Verwandschaft hier zu treffen. Diese hatte ich bereits vorher bemerkt. Sie wohnten in einem Wohnmobil und hatten sich schon früh für heute verabschiedet. War vorher schon eine feuchtfröhliche Runde gewesen, welche ihren Tribut dem Alkohol zollte.
Mit steigendem Alkoholspiegel der Beiden und meiner Verabschiedung in die Nachtruhe, gestanden sie mir dann, dass sich mich für etwas besonderes hielten und meine Anwesenheit als äußerst angenehm wahrnahmen. Ich war etwas verwundert, denn sie durften mich ja nur ein paar Stunden kennen lernen. Jedoch bedankte mich für das, dem Alkohol geschuldete, Kompliment und verzog mich in die Nachtruhe. Ein Bier, hatte mir schon gereicht, da ich offensichtlich noch vom Mittag geschlaucht war. Um das Lagerfeuer musst ich mich auch nicht mehr kümmern, also konnte ich mich entspannt in mein Zelt zurückziehen und die Umgebung genießen. Mein “hemmungsloser” Alkoholkonsum, hatte bei mir schon latente Kopfschmerzen ausgelöst und ich hoffte nun, diese bis morgen losgeworden zu sein.
Tag 3
Der gestrige Tag hatte spuren bei mir hinterlassen. Wie erwartet, hatte ich frühs gleich Kopfschmerzen. Super, dacht ich mir, da nuckelt man an einem halben Liter Bier rum und hat gleich die Quittung dafür bekommen. Vermutlich fehlten mir ein paar Salze im Körper. Also schnell den nächsten Bäcker ansteuern und für Futter sorgen. Im nächsten Dorf deckte ich mich also mit Lebensmitteln und Obst ein und stärkte mich ein wenig. Dort wurde ich dann von einem anderem Radreisenden angesprochen, welcher die Brandenburg Tour von Rathenow bis Wittenberge fahren wollte. Er war ein ehemaliger Rickscha-Fahrer der nun seinen Lebensabend mit Radtouren schmückte. Er fuhr schon mal weiter und meinte, dass wir uns bestimmt nochmal sehen werden. Ich war mir da nicht so sicher, der Typ hatte Dampf in den Knochen und mein Schädel brummte immer noch.
Alleine geht es nun weiter
Mittags hatte ich meine alte Form wieder gefunden und die Kopfschmerzen waren endlich Geschichte. Jetzt konnte ich die Landschaft und die herumstehenden Flugzeuge wieder genießen. In Havelberg war für mich dann erstmal angesagt, meine Devisen aufzufrischen. Die dortige Sparkasse hatte, wie immer wenn man Geld braucht, Probleme mit ihren Automaten. Alle Geräte waren Offline, hilf- und ratlos standen die Mitarbeiter der Sparkasse herum und versuchten den Kunden klar zu machen, dass das durchaus ein paar Stunden dauern kann. Nun, da das mit dem Internet in Brandenburg immer so eine Sache ist, konnte ich keine Abfrage machen wo evtl. weitere Sparkassen standen. Die völlig überforderten Mitarbeiter der Sparkasse, waren nicht einmal in der Lage, ausweich Filialen bekannt zu geben. Egal dachte ich mir, irgendwo kommt bestimmt noch eine Bank oder zumindest eine Tankstelle, also fuhr ich weiter durch Havelberg an der Kaserne vorbei, weil die eigentliche Route gerade saniert wurde.
Zu zweit, ist auch mal angenehm
Der Tag war bisher recht anstrengend gewesen, ständig hatte ich Gegenwind und selbst bergab musste ich Kraft investieren. Havelberg ließ ich also hinter mir und weiter vorne sah ich dann den Radreisenden, von vor ein paar Stunden. Er kämpfte, wie ich gegen den Wind. Wir entschlossen uns gemeinsam weiter der Tour zu widmen zu mindest bis Wittenberge. Der Elbe-Radweg ist schön anzusehen, kann aber auf die dauer auch etwas langweilig werden. Als weiteren Tipp, fahrt die Elbe von Nord nach Süd, wenn ihr Rückenwind haben wollt. Jedenfalls hatte ich immer Gegenwind wenn ich hier unterwegs war.
Um 17:30 kamen wir dann in Wittenberge an und ich konnte nun endlich meine Geldreserven auffrischen. Nun suchte ich mir eine Gaststätte und blieb an der Gaststätte am Hafen hängen. Die Bedienung war super nett und richtig fix mit meiner Bestellung. Dort ließ ich mich dann für eine Stunde verwöhnen, um mich dann weiter auf den Deichen herum zu trieben.
Frisch gestärkt gehts weiter
Wieder auf dem Deich angekommen, wurde ich von Schafen, Storchen, Raben und Jungfüchsen unterhalten. Wobei ich sagen muss, dass mir die unkoordinierten Jungfüchse den meisten Spaß machten. Aber auch die Raben machten sich einen Spaß aus mir. Einer dieser Zeitgenossen, beglitt mich auch einige Minuten. Er flog immer von Stange zu Stange und immer wenn ich an ihm vorbei kam, schien er mich anspornen oder auslachen zu wollen.
Gegen Abend wollte ich mir eigentlich eine Pension suchen, aber ich hatte den klassischen Fehler gemacht und zu spät angefangen nach einem Schlafplatz zu suchen. Ich musste mir also im freien einen Platz zum Nächtigen suchen und fand diesen in einem separierten Platz der ringsum von Bäumen verdeckt war. Der Tag lief mal nach meinen Vorstellungen ab, da ich rund 120 km geschafft hatte. Ziel war es, an diesem Tag kurz vor Lenzen sein, da mich der Gegenwind nervte. Ab Lenzen hätte ich sozusagen die Chance Rückwind zu bekommen, so meine Spekulation für den Tag.
Der Städter mal wieder
Ich bereitete mich also auf meine Nacht vor und während ich so am einrichten war, bemerkte ich diverse Augen die mich immer anstarrten. Erschrocken nahm ich meine Taschenlampe und leuchtete die Bereiche aus. Nichts war zu sehen! Aufgeputscht von Geräuschen und den pseudo Augen, verzog ich mich erstmal aus dem “Waldstück” und beobachtete die Lage von außerhalb. nach ca. 30 Minuten vielen mir dann, mit einmal sehr viele Augen auf, welche sich komisch bewegten. Näher betrachtet erkannte ich dann, dass ich vor Glühwürmchen Angst hatte. Ich fing an, über mich selbst zu lachen und begutachtete die verwunschene Szene noch eine kleine Weile. Nun konnte ich also ruhigen Gewissens schlafen gehen.
Tag 4
Dieser Tag sollte mal wieder mit Regen beginnen. Ich hatte keine Lust, im Regen durch die Lande zu ziehen, also beschloss ich, mich regenfest auf die Lauer nach besserem Wetter zu legen. Hier funktionierte glücklicherweise, nach langer Pause, das Internet. In Brandenburg ist dies schon ein bemerkenswerter Umstand. Folglich konnte ich also nachschauen, wann das Regenband vorüber gezogen wäre. Kurz vor 10:00 sollte ich meine Reise fortsetzen können. Also lass ich etwas und genoss den Regen um mich herum. Auch hatte ich noch leichte Muskelschmerzen am linken Oberschenkel, warum? Sagen wir mal, weil ich dämlich war und die Hosentasche auf dem Oberschenkel für mein Handy benutzt hatte. Die Hose drückte mir an dieser Stelle, durch das Handy, den Muskel ab. Kleiner Tipp von mir, keinen punktuellen Druck auf Muskeln ausüben. 😉
Die Rechnung mit dem Wind ging auf
Durch Lenzen kam ich so gegen 12:00 relativ schnell durch. Gegessen hatte ich auch ausreichend, nur Wasser müsste ich heute noch besorgen. Mir ging es super und ich freute mich über Kräuterwiesen und andere Düfte, welche mich euphorisierten. Ich hatte teilweise so ein Hoch, dass mir klassisch gesagt, die Sonne aus dem Hintern schien. Allerdings wurde ich unaufmerksam und verfuhr mich teilweise recht finster. Um 16:00 erreichte ich dann Seddin und um 18:00 sollte dann Pritzwalk dran sein. Hier entschloss ich mich meine Futterreserven aufzufüllen. In Beveringen verließ mich irgendwie der Mut, ich war durch das ständige verfahren schwer demoralisiert.
Stimmung auf dem Tiefstpunkt
Mit jedem Kilometer kämpfend und überall nachfragend wo eine Pension mit freien Plätzen sei. Fand ich endlich ein Hotel, welches ich um 20:50 erreichte. Das Hotel zum Erbhof war meine letzte Rettung. Leider gab es “nur” ein Doppelzimmer mit entsprechendem Preis. Es standen zwar kaum Fahrzeuge herum und auch sonst, sah das Hotel recht leer aus. Aber was soll’s, Geld verdient man aber am besten aus dem “Leid” anderer. Auch wenn der Hotelier mich gefühlt ausnehmen wollte, ich brauchte ein Bett zum schlafen und erholen, folglich war mir egal wie hoch der Preis war.
Duschen und Klamotten waschen war jetzt angesagt. Nach dem ich fertig war, setzte ich mich noch draußen hin und quatschte mit einigen Handwerkern die gerade auf Montage in Wittstock waren. Eine lustige Runde die mich schnell vergessen ließ, dass ich Stunden vorher, fertig mit der Welt war. Irgendwann um 23:00 verzog ich mich auf mein Zimmer, schaute Fern und genoss das warme Bett. Ich hatte rund 110 Kilometer vor mir gehabt, aber durch das ständige verfahren sind dann 120 km draus geworden. Für mich waren die Bikeline Kartenblätter 5-6A die finstersten Stunden auf dieser Tour. Ich war allein, entkräftet und abgenervt, damit musste ich anscheinend erst lernen umzugehen. An diesem Abend war ich jedenfalls froh, ein Hotel gefunden zu haben, um meine Seele etwas zu streicheln.
Tag 5
Am nächsten Morgen, nach einem deftigen Frühstück, machte ich mich um 10 vor 8 los. Ich brauchte einen Baumarkt, da mir mein Rucksack auf die nerven ging. Expander mussten her, damit ich meinen Rucksack hinten fixieren konnte. In Wittstock/Dosse fand ich dann einen Hagebaumarkt und bekam meine Gurte und Expander.
Tipp: Nehmt ruhig ein paar mehr Gurte und Expander mit. Ihr werdet eure Packweise höchstwahrscheinlich nochmal anpassen und ohne Gurte ist das ein schwieriges unterfangen. Man will ja schließlich nicht immer anhalten um die Packstücke wieder ordentlich zu verstauen.
Einsamkeit und Regen
Auch heute hatte ich wieder mit meiner Einsamkeit zu tun. Die Wälder rund um Wistock/Dosse und Rheinsberg waren ein schöner Anblick. Jedoch hatte ich wieder einmal das Glück im Regen fahren zu dürfen.
Ab und zu durfte ich etwas Sonne tanken und konnte meine Laune wieder etwas heben. Kurz vor Rheinsberg traf ich dann eine ältere Dame, welche Pilze pflücken wollte. Ich sah sie vom weiten, an den steilen Wegen herumkraxeln. Plötzlich, fiel die Dame 2 Meter in die Tiefe und tauchte nicht mehr auf. Ich machte mir Sorgen und beeilte mich zu ihr zu kommen, wir waren schließlich die einzigen Seelen weit und breit. Bei ihr angekommen, half ich ihr wieder auf die Beine und kam mit ihr ins Gespräch. Ihr Körper war gezeichnet von Narben auf ihrem Brustkorb, offensichtlich hatte sie diverse schwere Operationen am Herzen hinter sich gebracht. Sie wollte mal wieder einen Ausflug in dem Wald machen und ihrer Leidenschaft aus Kindertagen nachgehen, leider mit mäßigem Erfolg. Ich versorgte sie noch mit etwas Wasser und machte mich nach 20 Minuten wieder auf den Weg.
Langsam komm ich mit mir klar
Rheinsberg, passierte ich so gegen 13:30 und langsam meldete sich der Hunger, ich brauchte deftiges Futter. In Stechlin fand ich dann die Roofen-Klause, der Futterplatz gefiel mir und machte eine Stunde Pause. Die Bedienung fand ich anfangs etwas unfreundlich und zickig, aber nach einem klärenden Gespräch, kam ich mit ihm aus. Das Essen schmeckte mir, wie immer wenn man draußen in der Natur ist. Der vorherige Streckenabschnitt machte mir erheblichen Spaß und ich war froh endlich was zu essen. Um 15:30 machte ich mich dann wieder los, ich musste ja schließlich meinen Campingplatz in Himmelpfort bekommen.
Dem Himmel so nah
In Himmelpfort angekommen, so ca. 17:30, baute ich mein Nachlager auf und legte meine Sachen zum trocknen weg. Für meine Verhältnisse, war ich recht früh mit meiner Tagestour durch, also stromerte ich auf dem Campingplatz umher und sah mir den Sonnenuntergang und ein paar verrückte Raben an. Irgendwann war ich nun bereit für meine Nachtruhe und legte mich hin. Später in der Nacht, wurde ich durch ein Rascheln in der Nähe meines Zeltes wach. Ich hielt meinen Kopf aus dem Zelt und ein Waschbär sah mich an. Die freche Ratte, schaute mich direkt an und schien mir zu sagen: “Probleme???”
Also schnell ins Zelt und nach der Taschenlampe gegriffen, um den kleinen Dieb zu stellen. Dieser verzog sich dann in die Dunkelheit der Nacht. An meine Taschen, kam er nicht so richtig ran. Aber meine Kartentasche hatte er etwas zerlegt. Meine ganzen vorderen Taschen stanken nach Fisch, da er seinen Hintern auf diesen Taschen ablegte und ich bekam gleich nen Eckelschauer. Der Städter in mir, fand das gar nicht lustig und legte dann des Nächtens eine kleine Reinigung meiner Ausrüstung ein. Alles war wieder gut und ich konnte weiter schlafen, um morgen wieder voller Elan und bei guten Kräften zu sein.
Tag 6
Am nächsten Morgen regnete es wieder und meine Schuhe fingen langsam an, Gerüche von sich zu geben, die mir recht unangenehm wurden. Nach dem ich den ersten Regen abwartete machte ich mich wieder los. Aus Himmelpfort kam ich noch trockenen Fusses heraus, aber kurz danach ging es wieder feucht weiter.
Irgendwie beschlich mich das Gefühl, eine Regenwaldtour zu machen. Es wurde zu einer Quälerei, die mich zusammen mit der Einsamkeit echt abnervte. Landschaftlich war es eigentlich toll, aber ich konnte mich nicht daran erfreuen. Gegen Abend, sollte es aufhören mit dem wechselhaften Wetter. Der Nordosten war somit die schlimmste Erfahrung für mich, weil ich keine Ahnung von mir hatte. Es kotzte mich an, weil ich nicht in der Lage war, positiv zu denken. Aber das sollte sich dann, in den nächsten Tagen für mich klären.
Verletzung, kommt wieder in den Vordergrund
Mittlerweile hatte ich keine trockenen Schuhe mehr, daher weichte meine Verletzung immer wieder auf. Ich musste also meine Socken herunter streifen, da die Wunde immer an Socken kleben blieb. Vor dem Urlaub, ist mir dort ein Schwingungsdämpfer, aus 2 Metern, auf den Knöchel gefallen. Die Schwellung, nahm zwar immer mehr ab, aber es war teilweise recht schmerzhaft. Einige Kilometer später, kämpfte mich über spiegelglatte Rampen, welche über Brücken gelegt waren. Durch den Regen und mein Blei-Fahrrad im Schlepptau, sind teilweise recht gefährliche Situationen beim überqueren aufgetreten. Bloß nicht abrutschen, war die Devise.
In Joachimsthal, besuchte ich dann den Dorfkrug um meine verdiente Pause zu machen. Meine Schuhe dufteten, dass es einem den Atem nahm. Ich wollte nicht unangenehm auffallen, von daher machte ich schnell, mit der Aufnahme an neuer Energie. Der Nordosten von Brandenburg ist recht menschenleer, also fuhr ich weiter und weiter und weiter. Durchquerte Finow und fuhr weiter. Dadurch, dass ich mein Mindestziel erreicht hatte, verspürte ich wieder ein schönes Hoch und machte die Tour nach Hohensaaten. Mittlerweile war es schon sehr spät, ca. 21 – 22 Uhr und ich musste mir einen Platz für die Nacht suchen.
Die Oder hatte eine surreale Umgebung geschaffen die mich irgendwie verzauberte. Hier blieb ich also für die Nacht. Wasser und Mücken überall, ich musste mich schnell mit Anti-Mückenspray eindieseln, um nicht völlig zerfressen zu werden. An diesem Tag musste ich mich bei meiner Frau “ausheulen”, wie bescheiden es mir ging und das ich es schade fand, sie nicht bei mir zu haben. Ich hätte nie Gedacht, dass mich 7 Tage so fertig machen können. Vor allem, weil ich ja öfter allein in Europa unterwegs war und bin. Auf dem Fahrrad schien die ungeschützte Umgebung diesen Effekt bei mir zu verstärken. Morgen wird ein besserer Tag!!!
Tag 7
Am Morgen wurde ich vom Nebel in den Ban gezogen, alles war düster und ruhig. Ich packte meinen Krempel zusammen, saß mich noch etwas hin und genoss die Atmosphäre. Allerdings stellte ich fest, dass ich Schwein gehabt habe. Ein Angler fuhr in der Nacht Rückwärts in die Bucht und hätte mich überrollt, wenn ich mich nicht in die Nische gelegt hätte. Das Erstaunliche daran, ich habe nichts mitbekommen.
Heute muss ein besserer Tag werden!
Nach dem ich mich aus Hohensaaten losgemacht hatte kam ich um 10:30 in Bad Freienwalde an. Hier frischte ich meine Reserven auf und machte mich dann weiter.
Mein Fahrrad ging mir heute auf die Nerven, meine Pedale fingen wieder an zu knacken. Ich kannte das Phänomen schon, von 2 anderen Paaren der Klickpedale und war entsprechend genervt, weil ich extra vor dem Urlaub neue Pedale montiert hatte. Jetzt hatten sie gerade mal 800 km runter und waren fertig. In Strausberg fand ich dann endlich einen Fahrradladen der mir dann XT Pedale verkauft hatte. Gleich montiert und meine Laune war um 180° gedreht. Das Wetter spielte wieder mit und mein Fahrrad funktionierte wieder einwandfrei.
Die Wendung zum Besseren
Nach dem ich bei Facebook einige Statusupdates, zu meiner Tour, gepostet hatte. Rief mich ein Bekannter an und meinte, ich sei ganz in der Nähe und ob nicht Lust hätte vorbei zu kommen um dort zu schlafen.
Gesagt, getan!
Ich fuhr also Richtung Altlandsberg und besuchte meine Verwandschaft. Dieser Abend war sozusagen meine Rettung, ich konnte meine Sachen waschen, trocknen, hatte jemanden mit dem schnacken konnte, Futter und ein Bett. An diesen Abend erinnere ich mich gerne zurück. Ich hatte zwar nur rund 60 km geschafft, aber das war mir völlig egal. Hauptsache entspannen und von dem Erlebten erzählen.
Vielen Dank euch Beiden, für den schönen Abend 😉
Tag 8
Die Brandenburg Tour war in den letzten Tagen nicht sehr schön verlaufen. Also konnte es ab jetzt nur noch besser werden. Bei meinen Verwandten hatte ich meine Ausrüstung wieder in einen Zustand gebracht, welcher wieder annehmbar war. Um 12:00 machte ich mich also los um die Tour weiter zu bestreiten.
Ich machte mich also los nach Rehfelde und hatte sehr gute Laune. Ab 13:00 war dann wieder eine Pause, im Eiscafé Pinguin, fällig geworden. Kaffee und Kuchen können schon was Feines sein.
Gutes Wetter, muss man ausnutzen!
Mit neuen Kräften und meinem “neuen Rad”, machte ich mich weiter. Ich fuhr an diesem Tag rund 90 km, heilt noch in einem Restaurant in dem gerade irgendwie das ganze Dorf zu essen schien. Ganze 1,5 Stunden war ich dort, weil ich auf mein Essen warten musste. Hab ja keinen Zeitdruck, also war alles gut. Das Restaurant war in Friedland und hörte auf den Namen Fontana al Zampillo Ristorante. Gegen 20:39 war mein Besuch dort beendet und ich zog weiter, auf der Suche nach einem Nachtlager. Diesen fand ich dann auch in der Nähe der Oelse. Und was soll ich sagen, auch hier hatte der Städter wieder mal was komisches gehört und brauchte wieder mal 30 Minuten um mit seiner Umwelt klar zu kommen.
Was man nicht alles hört bzw. hören will
Ich hörte also wieder ein Geräusch, aber was sollte das sein. Hörte sich an wie ein Dinosaurier der schwer atmete. Mir stellten sich die Nackenhaare auf und ich versuchte herauszufinden, was ich da hörte. Irgendwann, flogen dann ein paar Vögel über meinen Kopf hinweg und ich wusste, sie waren die Verursacher der prähistorischen Geräuschkulisse. Ich denke es waren Reiher, aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Dieses Geräusch, kannte ich bis dato nicht von Reihern.
Nachdem geklärt war, dass mich Nachts kein T-Rex auffressen würde, konnte ich beruhigt schlafen. Ein super Tag, nach dem ganzen Regenfiasko!
Tag 9
Ich wachte also am nächsten morgen ganz entspannt auf, ging meiner täglichen Routine nach und schaute dann während des Essens so meine Umgebung an.
Was ist das denn jetzt
Plötzlich fing ich an zu weinen, ich war aber nicht traurig. Vor Glück zu heulen, dass kannte ich nicht bzw. nur nach der Geburt meiner Kinder. Ich bin normalerweise nicht so schnell zu begeistern, von daher war ich überrascht so etwas zu fühlen.
Es war ein abgefahrenes Gefühl, ich dachte über mein Leben nach und wie viel Glück ich eigentlich hatte. Dieses Leben so zu erleben wie ich es gerade tat, es war in diesem Moment einfach überwältigend. Hier war sozusagen mein Knoten geplatzt, ich kam nun mit mir alleine klar.
Mal schauen was der Tag so bringt
Ich machte mich so gegen 8:00 Uhr los und kam an immer bessere Orte. Durch die Wälder zu fahren, war heute eine grandiose Geschichte. Ab und zu machte sich ein Gewitter bemerkbar, aber es verschonte mich noch eine kleine Weile. Die Nummer änderte sich dann ab Peitz. Regen kannte ich ja noch nicht. 😉
Ich ging also erstmal einkaufen und machte eine Pause beim Bäcker. Irgendwann bzw. nach 45 Minuten, beschloss ich mich dem Wetter zu stellen und weiter zu fahren. Trotz des diesigen Wetters, fühlte ich mich hier sehr wohl und bestaunte die Landschaft. Ich fuhr durch Maustmühle an Gewässern und Mühlen vorbei. Bis ich zu einem Bahnübergang kam. Keine Ahnung was sich die Jungs vom grünen Tisch hier gedacht haben. Ich unterstelle ihn mal, dass sie nicht nachgedacht haben.
Was war passiert?
Der Bahnübergang wurde durch ein baukünstlerisches Unikat geschmückt, welches vermutlich verhindern sollte, dass Personen ohne zu schauen, den Bahnübergang passierten.
Ich kämpfte mich also über die Gleisanlage und konnte wenig später meinen Augen nicht trauen. Ein riesiger Krater tat sich vor mir auf. Ich hatte schon mal einen Tagebau besucht, nahm aber dort nicht mit, was das eigentlich bedeutet. Die Eingriffe in die Natur empfand ich als beachtlich, dies war mir so nicht klar gewesen. Klar müssen unsere Rohstoffe irgendwo abgebaut werden, dennoch war hier die Größe des Areals einfach beeindruckend.
Überall war Rost auf dem Boden und den Pflanzen, vermutlich wurde hier eisenhaltiges Wasser, vor Sprengungen oder Grabungen, versprüht, um die Staubbildung zu unterdrücken. Natürlich verfuhr ich mich, weil ich eher auf den Krater neben mir achtete. Ich musste danach dann über ein paar Landstraßen nach Cottbus fahren.
Regen, Sonne, Regen, Sonne, …
Hier brannte der Planet und ich hatte kein warm schwüles Wetter mehr sondern Hitze pur. Meine Wasservorräte schwanden zusehends. In Cottbus angekommen, fand ich mich wieder recht schnell zurecht. Eine schöne Ecke, wie ich feststellen musste.
An der Kutzeburger Mühle besuchte ich dann ein Restaurant, dort fühlte ich mich recht wohl also blieb ich fast 2 Stunden und schaute den Reitlehrerinnen zu, wie sie die Kinder knechteten ;).
Irgendwann machte ich mich dann weiter Richtung Neuhausen, aber als es in Frauendorf wieder anfing zu regnen, entschloss ich mich dazu die Tour abzubrechen. Die ersten Geräte, hatten die Regeneinsätze nicht mehr überstanden. Und ich wollte, mir diesen Streckenabschnitt für gutes Wetter aufheben. Also stieg ich Neuhausen in die Bahn und beendete die Brandenburg Tour – 2017 um 18:43 Uhr. Für meine erste Tour, hatte ich mich meinem Empfinden nach, gut geschlagen. Ich war zufrieden soweit gekommen zu sein. Im Großen und Ganzen hat auch alles gut geklappt, nur das mit der Regenmenge fand ich teilweise bescheiden. Ich zog mir teilweise, kaum noch Regenkleidung an.
Es war eine Erfahrung, die ich auf jeden Fall nicht missen möchte. Man lernt eine Menge, über seine eigenen Grenzen kennen. Und das erlernte begleitet einen fortwährend. Wichtig war für mich auch, wenn etwas wirklich schief läuft, in diesem Moment musst du damit klar kommen. Nimm dir kleine Aufgaben vor und beginne zu arbeiten. Ehe du dich versiehst, bist du wieder auf der richtigen Schiene.
Google Photos – Tour Brandenburg
Seit 2018 wird die Mondlandschaft bzw. der von mir besuchte Krater geflutet. Die Flutung des Bereiches, soll 5 – 6 Jahre in Anspruch nehmen und wie bei den anderen Seen, Jahrzehnte nicht voll nutzbar sein. Lassen wir und überraschen, ob hier die Spree auf ein neues, von dem Eisen beeinträchtigt wird. Das umgewandelte Areal, bekommt dann den Namen Cottbuser Ostsee und wird garantiert ein Landstrich, welcher zukünftige Radtouren, in diesem Bereich, noch sehenswerter machen wird.
Jetzt, wo ich nochmal so darüber nachgedacht habe, könnte Christian Lindner tatsächlich als Gefahr für Deutschland betrachtet werden. Ich meine,…