Website-Icon Daniel Jörg Schuppelius

Wieder ein Radfahrer tot!

Es ist immer wieder eine finstere Geschichte, wenn man von Radfahrern hört, die ihr Leben lassen mussten, weil die Infrastruktur nicht entsprechend ausgestattet ist und unsere Gesetze keine Eignungsprüfung für das Führen eines Kraftfahrzeuges mit steigendem Alter vorsehen. Am Dienstagabend hat es einen Radfahrer getroffen, der die Probleme kannte, darüber in seinem Blog schrieb und sich dafür einsetzte, dass sich endlich was ändert. Mit 43 Jahren, genau dem Alter dem ich entspreche, wurde er auf der L574 nahe Pforzheim von einem 77-jährigen Autofahrer erfasst und verstarb noch an der Unfallstelle. Die Rede ist von Natenom.

Genau wie er, fahre ich Nachts über Landstraßen wo es keinen Radweg und keine Beleuchtung gibt. Ich habe schon öfter finstere Momente auf dem Rad erlebt, weil mich entsprechende Autofahrer entweder nicht gesehen haben oder mir zeigen wollte wo ihrer Sicht nach mein Platz ist. Im Straßengraben! Fahren tue ich mit einem beleuchtetem Rad und auch meine Kleidung verfügt über entsprechende Reflektoren. Dennoch gibt es genügend Autofahrer, welche entweder nicht bescheid wissen oder wissentlich die Abstandsregelung missachten. Ähnlich wie Natenom nehme auch ich diesen Hass bzw. die Neigung war, das eigene Auto aus Züchtigungs- bzw. Bestrafungselement einzusetzen. Man wird abgedrängt, offen bedroht, mit Gewaltfantasien konfrontiert oder basierend auf falschen Annahmen gemaßregelt. Anfangs habe ich noch gegen gehalten, bis ich gemerkt habe, es bringt nichts. Heutzutage Grüße ich mein Gegenüber, frage kurz ob er sich sicher sei und lasse ihn mit einer unbeantworteten Frage stehen. Manchmal ist auch das schon ein recht schwieriges Unterfangen, weil es das ein oder andere Mal so dumme Ansichten/Meinungen sind, dass einem die Zornesröte ins Gesicht steigen könnte. Jedoch fahre ich lieber weiter, als mich dem Unvermögen meines Gegenübers anzuschließen und seinen Zorn zu übernehmen. Ich sage mir dann immer, wer meckert kann nichts. Und mal ehrlich, es sind eigentlich immer die selben Flitzpiepen die ihre Gusche aufreißen. Asoziale Egoisten die nie lernten etwas auf ihre Umgebung zu achten, selten Ahnung von ihrem Fahrzeug haben und dazu noch leichte Probleme mit der Straßenverkehrsordnung haben. In meiner Welt, muss der warten, der ein Hindernis auf seiner Seite hat. Selbst dann, wenn der entgegenkommende Radfahrer Vorfahrt hat.

Von denen die Fehler machen und zumindest etwas Reue zeigen, spreche ich nicht. Schließlich muss ich als Verkehrsteilnehmer auch auf meine Umgebung achten. “Das war etwas knapp!” Reicht in der Regel schon aus, um dem Verkehrsteilnehmer die Lage klar zu machen, welcher Situation er gerade entronnen ist. Natürlich, gibt es auch Radfahrer die völlig hohl sind und wenn sie Glück hatten noch die Klappe auf machen bzw. rum pöbeln. Lasst euch nicht gegenseitig aufhetzen, streitet lieber gemeinsam für eine bessere Infrastruktur und entsprechende Gesetze, die keine Toten fördert und Fehler verzeihen können. Schon mit der Erfindung des Autos gab es Probleme mit den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern, deshalb hat sich Stück für Stück die Infrastruktur und die Gesetzeslage angepasst. Gut es hat rund 138 Jahre gedauert, aber man hat gelernt und dem entsprechend gehandelt. Die erste offizielle Verkehrstote wurde 17. August 1896, vor rund 128 Jahren, von einer Benzinkutsche mit 6km/h getötet. In Berlin bzw. bei der CDU steht man offensichtlich auf tote Verkehrsteilnehmer und Erkenntnisverlust, denn Manja Schreiner, unsere Berliner Verkehrssenatorin der CDU möchte wieder zurück in die gute alte Zeit. So gut kann sich versagen anfühlen!

Ich persönlich komme immer noch nicht darüber hinweg, dass beschlossene Verkehrsprojekte deren Gelder schon bereit lagen, durch die Handlungen der CDU gescheitert sind. Wie unfähig oder abgebrüht muss man sein, um solch ein Vorgehen als Erfolg zu verkaufen? Aber es scheint ins Konzept der aktuellen Zeit zu passen. Als Beispiel fällt mir da noch die Deutsche Bahn ein. Dort lassen sich Vorstände für bestimmte Ziele Bonis auszahlen. Erreicht man diese Ziele nicht, wird einfach die Gewichtung der Ziele geändert, damit am Ende des Jahres auch ja das richtige Gehalt ausgezahlt wird. Als Topping beschwert man sich dann noch, dass eine Gewerkschaft, deren Mitglieder (GDL) nicht die gleichen Vergünstigungen, Prämien oder Zugeständnisse bekommen wie beispielsweise EVG-Mitglieder, sich für deren Mitglieder stark macht. Stichwort: Tarifeinheitsgesetz. Andere Bahnunternehmen sind, soweit ich das mitbekommen habe, der GDL entgegengekommen. Wie können sich einige Politiker erdreisten, solche aus meiner Sicht mehr als legitimen Forderungen zu beurteilen?! Die GDL kämpft ums überleben, die Bahn will diese Gewerkschaft zerstören. Ich würde das als Missbrauch von Marktmacht bezeichnen und das unter dem Deckmantel der Politik. Unsere Politiker nennen das bestimmt anders, je nachdem welche Lobbygruppe vorher angefragt wurde.

Für eine erfolgreiche Verkehrswende, muss auch die Schiene mitgenommen werden! Wir haben genügend Verkehrstote beklagt! Wir haben genügend Autobahnen finanziert! Es wird Zeit, dass auch andere Verkehrsteilnehmer gesehen werden. Nicht erst, wenn sie im Straßengraben versterben!

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