Ich hatte mich erst vor kurzem über die verfehlte Verkehrspolitik ausgelassen. Was muss ich gestern wieder Lesen? Die FDP möchte eine Parkflaterate bzw. das Parken in den Städten wieder attraktiver machen. Wieder so ein Vorschlag, wo sich Politiker überhaupt nicht im Klaren sind was das im Endeffekt bedeuten würde. Ursache und Wirkung, wieder so ein Konstrukt welches bei Politikern nicht vorkommt. Oder vielleicht doch? Wichtig scheint nur, dass man für den Pöbel einen Vorschlag in den Raum wirft wo jeder sagt… Genauuu das brauchen wir, ist eh schon alles so teuer geworden. Es geht wohl primär um den Wahlkampf und weniger um die Folgen, die aus einer massiven Nutzung von Kraftfahrzeugen resultiert.
Gehen wir mal nur rund 20 Jahre in meine Vergangenheit. Ich habe damals noch in Berlin-Neukölln gewohnt und war viel mit dem Auto unterwegs. Dort gab es keine Parkgebühren und auch heute ist dort noch nichts mit Parkgebühren. Es war essenziell wichtig, dass ich vor 18:00 Zuhause war, denn ansonsten musste ich rund 1-2km laufen. Es gab schlichtweg keinen Platz in meiner Ecke. Nur am Kanal und da musste man schon aufpassen, dass einem das Auto nicht gestohlen oder aufgebrochen wurde. Es war nicht das erste Mal das so etwas passiert ist. Mit einem der LKWs meines Vaters wurde beispielsweise versucht eine Bank auszurauben. Wie auch immer, es war ein Problem mit den Parkplätzen in unserer Gegend und je weiter man in die City kam, desto schlimmer wurde es. Als ich mich dann Selbstständig machte und ich viele Kunden in der City Berlins abarbeiten musste, verbrachte ich mehr Zeit mit der Parkplatzsuche als mit der Anreise. Damals war es noch günstiger einen Strafzettel zu kassieren, als die Parkgebühren zu zahlen. Ich hatte ordnerweise Strafzettel gesammelt. Natürlich hatte mich die Situation schwer genervt, aber ich zog andere Schlüsse aus dieser Misere. Für mich war das Auto nicht mehr tragbar, denn ich verbrannte Zeit und unnötigen Treibstoff, weil ich ständig im Stau stand.
Auch in der Fahrradcommunity gibt es den ein oder anderen der ähnliches durchgemacht hat und sich gegen ein Kraftfahrzeug entschieden hat. Jetzt kommt die FDP mal wieder mit einem Vorschlag um die Ecke der so weit von der Realität entfernt ist, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Gibt es keine wichtigeren Themen? Wie viele Fahrzeuge verträgt eine Stadt? Müssen wir hier die Fehler wiederholen die beispielsweise in Amerika gemacht werden? Glücklicherweise verfügen wir hier in Berlin über einen ÖPNV der halbwegs nutzbar ist. Mal schauen wie lange das so bleibt. Das nutzen der grauen Zellen ist für einige Politiker ein schwieriges Unterfangen, aber muss es denn stumpfes Wahlkampfgetöse sein, um nicht an der 5% Hürde zu scheitern?
Wie wäre es mit weniger Streit in der Ampelkoalition und mal zukunftsträchtiges Handeln?! Wenn ich mal so zurückschaue, dann kommen die Ideen mit dem geringsten geistigen Volumen ausschließlich von der FDP. E-Fuels, Flugtaxis und jetzt die Parkflatrate? Wir haben fast alle “Zurück in die Zukunft” gesehen und so ein fliegender DeLorean ist schon ne coole Nummer. Macht sich die FDP überhaupt noch Gedanken über die Effizienz und den Bedarf ihrer Ideen? Wie wäre es denn mit dem Ausbau von Infrastruktur wie z.B. Bahnnetz, Stromnetz, Telekomunikation und erneuerbaren Energien? Stattdessen haben wir einen Bundesverkehrsminister der über Techniken sinniert die noch in den Kinderschuhen steckt. Klar irgendwann wird es vermutlich Flugautos geben, aber wir haben andere Probleme die wir mit bestehender Technologie bereits jetzt lösen können.
Vielleicht sollte auch mal in Betracht gezogen werden, dass sich der Spritpreis bekannterweise nur in eine Richtung bewegt. Ich würde sagen die Grafik stellt eher eine optimistische Schätzung dar und ist eine Weiterführung der seit 1972 bestehenden Steigerungsrate. Wahrscheinlich sind Preise die über 3€ pro Liter liegen, denn dieser endliche Rohstoff wird mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen. Wie gesagt wir verbrennen dieses Zeug mit einem Wirkungsgrad von 20% – 40%. Wobei die 40% eher im Bereich Diesel angesiedelt sind. Kommen dann noch E-Fuels dazu sinkt der Wirkungsgrad noch weiter. Der Besitz eines Autos wird also zunehmend eine Frage für die Besserverdienenden. Was bei zunehmendem Pendelverkehr wohl zu sozialen Spannungen führen wird. “Geringverdiener”, wo ich jetzt auch den unteren Mittelstand mit einbeziehe, werden immer weiter in die Randgebiete der Ballungsgebiete gedrängt. Zusammen mit dem schlechten Ausbauzustand der Internetzugänge, in den Randbezirken und Speckgürteln der Ballungsgebiete, ein weiterer Punkt der erhebliche Probleme mit sich bringt.
Wie gesagt, wir haben andere Probleme als die Parkflaterate…