In den aktuellen Stunden ist mal wieder die Wehrpflicht der Deutschen das Thema der Wahl. Die älteren Generationen, welche eh schon mit “Einwanderungsängsten” getränkt sind, machen sich um unsere Zukunft Sorgen und Gedanken. So ist jedenfalls der Eindruck wenn man sich unsere Medienwelt zurzeit anschaut. Begründungen wie Charakter bildend, Zusammenhalt der Bevölkerung, soziale Kompetenzen usw. sollen den Weg für die Akzeptanz der Wehrpflicht erhöhen. Als einer der Jahrgänge mit Wehrpflichterfahrungen, sehe ich diese Thematik mit anderen Augen.
1999 wurde ich eingezogen und war natürlich Feuer und Flame für die Erzählungen und Werbeversuche der Bundeswehr. Also wurde ich vom GWDL (Grundwehrdienstleistendendem) zum FWDL (Freiwillig Wehrdienstleistendem) auf 23 Monate.
Man trifft dort allerhand verschiedene Leute und zu meiner Zeit des Ost-Westaustausches, hatte man auch viel Zeit neben der Dienstzeit sich mit seinen Kameraden auseinander zu setzen, welche mit einem in den Wochenendurlaub fuhren. Man hörte die wildesten Geschichten aus dem Kosovo und bekam auch das ein oder andere Video von Heimkehrern gezeigt. Einigen hat man angesehen, dass sie zerstört zurück kamen und anderen eher weniger. Beispielsweise kann ich mich noch an einen Feldwebel erinnern, welcher Stimmen bzw. Botschaften im ausgeschaltetem Radio hörte. Andere wiederum wählten die Gewalt und die Verrohung. Sei es beim Videoabend wo einem gezeigt wurde wie man Sprengstoff noch benutzen kann oder beim gemeinsamen Feiern. Es gab mindestens einen Soldaten mit Konfliktpotential in der Gruppe und man ist eher seltener ohne Konflikt oder Polizei aus dem Abend gekommen als friedlich.
Systembedingt rechts
Natürlich gab es auch angenehme Zeiten bzw. Zeitgenossen in/mit denen man Spaß hatte. Dennoch blieb in meiner Erinnerung haften, dass solche Einrichtung die Ansammlung von Gewaltbereiten forcieren. Für einen “Rechten” beispielsweise ist die Ideologie schon recht nah an dem Profil der Bundeswehr dran. Auch der Umstand, dass dein Tag von einem Vorgesetzten durchgeplant und organisiert ist, zieht die Mitläufer wie das Licht die Motten. Weibliche Kameraden wurden als NATO-Matrazen bezeichnet und andere Kleinigkeiten wie das “F” des Feuerstoßes an einem G3/G36 liebevoll “Frieden” zu nennen, drückte aus wie Soldaten ihr Handeln sahen. Meine Welt war es nicht, wie man an der Häufigkeit meiner Aufsätze über Befehl und Gehorsam sehen konnte. Der Grundsatz war, du gibst dein Hirn an der Wache ab und machst was dir gesagt wird.
Nun ich bin ganz froh das wir diesen Hassspender nicht mehr mit Wehrdienstleistenden füttern. Denn man hatte in der Ausbildung schon Probleme, wenn man nicht den rechten Ansichten seiner Kameraden huldigte oder deine Art und Weise besonders gefiel. Es gab Kameraden, welche mit Handtüchern, Seife, Urin oder sonstigen Abartigkeiten beglückt wurden. Die Illusion, dass unsere Bundeswehr nur zur Selbstverteidigung genutzt würde, sollte man schnell fallen lassen. Denn in Zeiten der Terrorabwehr und dem Ressourcenschutz, ist Gewalt die oberste Maxime zur Durchsetzung seiner Ziele wenn das Militär eingesetzt wird. Anders kann man die, in diesem Jahrhundert andauernden, Übergriffe nicht deuten. Allein Joschka Fischer war bisher in der Lage seine Meinung vor den Amerikanern zum Thema Irak vorzubringen (Curveball).
Gewaltbereite Interessenvertretung
Höre ich mir dann die Sprüche von einigen Politikern an, welche mir erzählen wollen, dass die Bundeswehr unsere Freiheit am Hindukusch, bzw. meinen Schlaf in Mali oder wo auch immer verteidigen. Staune ich über die Ehrlichkeit der Politiker, denn der Hindukusch bzw. Mali gehören demnach zu unserem Staatsgebiet und das muss natürlich beschützt werden. Es könne ja nicht sein, dass “unsere” Rohstoffe von den dortigen Anwohnern streitig gemacht würden. Warum stellen wir uns nicht mal die Frage, was unsere Politiker tun müssten, wenn wir keine Bundeswehr hätten.
In erster Linie müssten sie mehr mit ihren Kontrahenten verhandeln, denn einfach mal ein paar Soldaten mit Sprengstoff und Kniften vorbeischicken ist dann keine Option mehr. Nachfolgend würde unsere Rüstungsindustrie sterben, denn wenn wir keine Bundeswehr unterhalten, würde die Legitimität für diesen Industriezweig verfallen. Der eigentliche Vorteil an dieser Geschichte, es würden mehr Finanzmittel für wichtigere Sachen zur Verfügung stehen. Was die Politiker dann als wichtiger betrachten, ist dann die andere Sache. Aber es wäre bestimmt erstrebenswert nach den Sternen zu greifen und davon zu träumen einen der großen Rüstungspartner unserer Erde zu verlieren. Bis heute haben wir es nicht geschafft die nukleare Bedrohung zu minimieren. Im Gegenteil die Rüstungsspirale dreht sich wieder.
Die üblichen Verdächtigen
Lassen wir Russland und die USA das machen, was sie am besten können stellvertretend andere Staaten ins Chaos stürzen um dem Klassenfeind die Nase zu zeigen. Irgendwann begreift auch der Letzte von ihnen, dass es nichts bringt Anderen sein System aufzuzwingen. Es gibt genügend Staaten, welche ohne eigenes Militär auskommen. Von daher bin ich gegen die Wehrpflicht, denn das Militär verursacht mehr Probleme als Lösungen. Es kostet Unmengen von Geldern, ist Menschen verachtend und steht jeglicher Konfliktlösung im Weg. Unsere Politiker sollten sich darüber im Klaren sein, dass das töten von Menschen eine Straftat ist, auch wenn ich dies als Staat tue. Kriege sind immer dreckig und treffen immer die Zivilbevölkerung, egal wie “präzise” die Waffensysteme heute sein sollen.
Ich habe euch mal eine kleine Liste an Videos zum Thema Krieg bereitgestellt, welche ganz eindrucksvoll zeigen wie machtlos man sein muss um ein Militär zu betreiben.
- War Games – Der Kalte Krieg (1): Wettrüsten
- War Games – Der Kalte Krieg (2): Hysterie
- War Games – Der Kalte Krieg (3): Revolution
- War Games – Der Kalte Krieg (4): Atompoker
- War Games – Der Kalte Krieg (5): Flächenbrand
- War Games – Der Kalte Krieg (6): Ohnmacht
- War Games – Der Kalte Krieg (7): Abgrund
- War Games – Der Kalte Krieg (8): Zusammenbruch
Wenn man mal die Waffenlobby heraus rechnet. Kann man keinen wirklichen Gewinn, aus unserer Geschichte ermitteln. Kriege generieren verlorene Generationen. Sie sind hemmend für die Forschung an nicht kriegsdienlichen Wissen und den daraus resultierenden Entwicklungen. Ich bin es Leid mir ständig die Unfähigkeit unserer Politiker anzuschauen, wenn es um das Thema Konfliktlösung geht. Es taucht ein Krisenherd nach dem Anderen auf und es gibt keinen Politiker der Alternativen bringt. Stattdessen springen alle auf den Zug auf, wenn die Allianz der Willigen den Unwilligen das Prädikat Schisshase erteilt um es mal rhetorisch zu vereinfachen.