Mittlerweile bin ich schon über 4 Jahre ohne eigenes Auto unterwegs und bin selbst erstaunt, dass mir das Rad bis heute heilig ist. Natürlich gibt es manchmal Momente wo ich mir ein Auto leihe. Jedoch bin ich immer noch genervt vom Auto fahren. Jahrelang bin ich damals, als Kraftfahrer, quer durch Europa gefahren und habe dabei den Hauch von Freiheit versprüht. Heutzutage kann ich nicht mal mehr verstehen, wie ich so denken konnte. Ständig stand man im Stau und musste sich mit aggressiven Autofahrern herumschlagen. Als IT-Dienstleister folgte dann das selbe Spiel, mit einem Unterschied. Ich durfte, aufgrund meines neuen Fahrzeuges, ständig in der Werkstatt herum hängen. Es war halt nur der Hauch von Freiheit und ständig das Gefühl, dass andere Personen mehr mit deinem Geld anfangen! Mein Leben hat sich mittlerweile komplett umgekrempelt und ich bin durchaus gelassener unterwegs, wenn auch mit Einschränkung. 😉
Der Vollidiot in mir
Wie immer im Leben, bringt einem die Zeit eine Erkenntnis nach der Anderen. Als ich begonnen habe, wollte ich, dass mich jeder versteht. Warum ich diesen Kram überhaupt mache, wovon ich überzeugt bin usw. Irgendwann hatte ich dann begriffen, dass es keinen kümmert und meine Erklärungen hilflos und kontraproduktiv waren. Ich erklärte und erklärte und fühlte mich ständig angegriffen, wenn man auf meine finanziellen Möglichkeiten schloss oder mich als “Ökoterrorist” betitelte. Es störte mich, als Radfahrer ein vermeintlicher Verlierer zu sein! Man hat es aus Sicht einiger Personen halt nicht geschafft. Manchmal war ich auch schockiert, was für ein Bild ich wohl präsentierte. Besonders wenn einem die Frage gestellt wird, ob man sich nicht schäme mit dem Fahrrad zu kommen? Der erste Gedanke? Niemanden würde ich überzeugen, dessen Käfig so eng erschien. Bis mir klar wurde, dass ich die Person bin. Ich machte mein Selbstwertgefühl davon abhängig, wie andere über mich dachten. Niemand muss mit mir zusammen arbeiten, wenn ich ihm nicht in den Kragen passe. Es wird auch niemand verstehen, was ich meine oder fühle, wenn er nicht selbst die Erfahrung gemacht hat oder über eine gewisse Empathie verfügt.
Die erste Erkenntnis war also, lass die Anderen denken was sie wollen. Es wird immer Personen geben, welche glauben das grenzenloser Konsum ein Erfolgsindikator ist. Zwar bildet unser Wirtschaftssystem solche Denkweisen perfekt ab. Jedoch muss früher oder später eine Anpassung stattfinden, wenn wir unseren Lebensraum für zukünftige Generationen erhalten wollen.
War es nicht kurz vor 12?
Wenn ich früher geglaubt habe, wir bekommen das schon auf die Reihe unsere Heimat/Erde zu erhalten bzw. schützen. So bin ich heute nicht mehr der Meinung! Jeder scheint zu denken, seine Handlung wären zuträglich für die Zukunft. Unsere Art des Lebens und des Wirtschaftens produziert schon jetzt massenhaft Tote und Flüchtlinge. Offensichtlich scheinen wir nicht in der Lage zu sein, in Kreisläufen zu denken und setzen mit brutalster Gewalt unseren “Anspruch” auf Rohstoffe durch. Kein Recycling, keine Müllvermeidung. Stattdessen verteilen wir unseren Müll überall auf dem Planeten und beschweren uns noch darüber, wenn China und andere Länder eine Grenze ziehen. Wir sind der Spitzenpredator und die Welt hat sich um uns zu drehen. Schließlich gehören die Rohstoffe dieser Erde nur unserer Generation. Das Fossile Energieträger und deren Ausdünstungen unsere Umwelt verändern, kann folglich auch nicht sein. Jetzt reihen sich auch noch Personen in diese Denkweise ein, welche glauben das Holzverbrennung der heilige Gral sei. Als Radfahrer bekommt man viel gezielter mit, wie abartig unsere gesellschaftlichen Ausdünstungen sind. Schließlich hat man keinen schützenden Käfig um sich und ist diesen Wolken viel länger ausgesetzt. Wir bereiten die Saat vor, die mit steigendem Alter zum Problem wird. Wenn wir momentan auf den Erhalt von Leben setzen, dann sollten wir auch mit einbeziehen, dass Hitzewellen bisher schon viele Tote produziert haben. Wie wird es also in Zukunft aussehen, wenn wir extreme Wetterereignisse durch unsere Art des Lebens forcieren? Klar Veränderungen und Anpassungen gehören zum Leben, aber müssen wir es uns künstlich erschweren auf diesem Planeten zu leben?
Verschmutzung
Ist man mit dem Rad in unseren Wäldern und Wegen unterwegs, sieht man viele wilde Müllkippen. Auch Orte wo man sich momentan noch gerne aufhält, weil sie eine gewisse Schönheit oder Ruhe repräsentieren. Überall liegt Dreck herum. Hieß es nicht mal, man verlässt einen Ort besser als man ihn vorgefunden hat? Nein! Stattdessen reagiert die Politik völlig nachlässig, wenn bis heute radioaktive Stoffe aus Reaktorruinen und Aufbereitungsanlagen ins Meer strömen. Es ist unsere Einstellung zu unserem Lebensraum! Als Bauer kann man sich dann mal schon darüber beschweren, dass man nicht mehr übermäßig düngen darf. Immer getreu dem Motto: “Das haben wir schon immer so gemacht!”
Diese denke zieht sich quer durch jeden Beruf. Selbst dem Letzten sollte mittlerweile klar sein, dass sich unsere Umwelt verändert. Wälder die durch die Trockenheit langsam sterben und durch die Monokulturen anfälliger für “Schädlinge” sind. Eingeschränkte Insektenvielfalt und das Sterben von Vögeln, welche auf diese Insekten angewiesen sind. Grundwasserpegel die immer öfter niedrige Stände ausweisen. Oder Eismassen die wegschmelzen und früher oder später im Meer landen. Wie deutlich muss unsere Umwelt noch reagieren, bis auch die Letzten verstehen. Aber hey, wir können doch froh sein, dass wir unsere Autos nicht mehr so häufig von Insekten und Vogelkot befreien müssen. Pflanzen können wir ja irgendwann durch Plastik ersetzen. Diese Pflanzen werden zwar irgendwann farblos. Aber da können wir ja dann Maler abstellen, die jedes Blatt neu bemalen und die Nutzpflanzen mit künstlichen Straußenfedern befruchten. Und das mit den Küsten? Es kann ja nicht sein, dass immer die selben Städte Küstenstädte sind. Wir haben für alles eine technische Lösung, ziehen aber niemals Bilanz, ob und wie zuträglich diese Techniken sind. Beispielsweise wäre ohne Computertechnik, unser Wirtschaftssystem schon längst am Ende. Wir passen aber nicht unser Wirtschaftssystem an, sondern drängen auf immer mehr Komplexität.
Wir Menschen verfügen folglich über die Fähigkeit, uns immer tiefer in ein Problem ein zu wühlen. Das mag von Vorteil sein, wenn man etwas verstehen möchte. Jedoch sollte man ab und zu auch mal einen Schritt nach hinten machen, um zu schauen ob es nicht noch andere Wege gibt. Was bringen uns die besten Erfindungen, wenn sie die bestehenden Probleme nur verschieben.
Berechtigte Vorwürfe
Wenn ich mich damals damit beruhigen konnte, nicht mehr bei Aral und BP zu tanken, weil diese Firmen nicht sauber arbeiten können (Deep Water Horizen). So musste ich mir damals öfter anhören, dass es heuchlerisch sei trotzdem Auto zu fahren. Auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt nicht wahr haben wollte. So muss ich heute sagen, sie hatten alle Recht. Ich musste lernen was meine Mobilität für arbeit erzeugt. Heute bin ich stolz darauf, erkannt zu haben, wie gut man sich auch ohne Auto fortbewegen kann. In jedem Punkt bin ich nicht erfolgreich, aber ich gebe mir mehr Mühe erkannte Schwachstellen und Eigenarten abzustellen. Die größte Erkenntnis lautet folglich, leben bedeutet Arbeit.
Klar, manche Sachen regen mich einfach auf. Jedoch ist es mir mittlerweile völlig egal ob man mich verstehen will oder nicht. Ich muss akzeptieren, dass es Personen auf dieser Erde gibt, die Probleme damit haben ihre grauen Zellen zu benutzen. Manche sind so erfolgreich damit, dass sie Präsident werden können. Ihnen laufen Massen hinterher und diese Massen vergiften sich, im wahrsten Sinne des Wortes, mit Ratschlägen und Ideen dieser Personen. Ich meine, welcher gesunde Geist, kommt auf solche Ideen. Desinfektionsmittel sollten niemals injiziert oder getrunken werden!!! Dann denke ich wieder zurück an meine Zeit bei den sozialen Medien und muss feststellen, dass ich selbst eine Dumpfbacke war. Ich habe solche Typen abonniert, weil ich wissen wollte was als nächstes kommt. Ernüchtert habe ich dann irgendwann festgestellt, außer Pöbeleien, Lügen und Werbung zur Person bekommt man nichts neues mitgeteilt. Stattdessen bin ich dessen Helfershelfer, weil ich die Reichweite der hohlen Beiträge erhöhte. Nun darf ich mir anschauen, wie solche Typen die Welt brennen lassen. Weltweit gibt es diese ewig Gestrigen. Zu meinem Erstaunen, unterstützen genügend Personen solche “Gruppierungen” und fühlen sich dann auch noch berufen, gegen die allgemeine Erkenntnis anzukämpfen.
Ungeduldig?
Es gibt aus meiner Sicht mehr als erhöhten Handlungsbedarf. Krisen die kein Ende nehmen und neue Krisen, die ich so nicht für möglich gehalten hätte, bestimmen die aktuelle Zeit. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, unsere Regierungen haben überhaupt keinen Plan mehr. So viele Baustellen und nichts ändert sich bzw. wird angepackt. Dabei vergesse ich gerne, dass Politiker nur eine Aufgabe haben. Das Streiten um Erkenntnisse und Meinungen. Sie sind die Fahnen im Wind der Meinung der Gesellschaft die sie repräsentiert. Wenn also die Bevölkerung aufsteht, dann muss sich etwas verändern. Folglich kann ich persönlich auf die Politiker schimpfen und niemals wird sich etwas ändern. Ich wollte nicht begreifen, dass wir die Veränderung sind. Es bringt also nichts sich mit dem Gewäsch von Populisten und Demagogen auseinander zu setzen. Es kostet nur wertvolle Zeit. Ich habe lernen müssen, bei mir selbst zu schauen. Was kann ich verbessern oder ändern. Die anderen Mitmenschen können da herzlich wenig für mich machen.
Ob nun alle Errungenschaft auf die Abstinenz des Autos zurück zu führen sind, mag ich bezweifeln. Die Natur und die Zeit hat mich schon immer geeicht bzw. reifen lassen. Doch ich habe gelernt, bewusster mit meiner Zeit umzugehen. Folglich war der Weg das Ziel und ich habe noch eine Menge zu erleben/erlernen. Von daher schaue ich mir meine Umwelt an und ziehe die nötigen Schlüsse, um mir später noch in Augen schauen zu können.