Sucht man ein Rad mit Pinion-Getriebe, stößt man unweigerlich auf das Winora Montero. Ein Rad für unter 2000 € mit dieser Ausstattung, ein muss für jeden Schnäppchenjäger. Doch hält das Rad auch was es verspricht? Schließlich steht Pinion für Langlebigkeit. Auf den ersten Blick macht das Rad einen guten Eindruck. Der Rahmen ist gut verarbeitet und auch die farbliche Zusammenstellung soll Qualität vermitteln. Ich durfte das Rad einige Zeit testen und bin von anfangs begeistert, zu ernüchtert gewandert. Wobei man sagen muss, dass die anfänglichen Probleme eher auf Schlampereien des Herstellers zurück zu führen sind. Mein Kollege bestellte sich also das Rad und nach kurzer Zeit durften wir uns über einen neuen Begleiter freuen. Wie immer bei einer Onlinebestellung, muss das Rad noch Endmontiert werden. D.h. die Pedale, der Lenker und der Ständer mussten montiert bzw. ausgerichtet werden.
Die Ständermontage
Nachdem wir den Lenker und die Pedale montiert hatten, machten wir uns an die Montage des Ständers. Wir wunderten uns, dass dem Rad eine Platte beigelegt wurde, welche offensichtlich von den Löchern her, mit dem Ständer montiert werden sollte. Nachdem wir den Ständer an der normalerweise dafür vorgesehenen Stelle montieren wollten, sahen wir auch warum diese Platte mit versendet wurde. Die Löcher für den Ständer, am Rahmen, sind zu nah am Pedalarm. Im Klartext, würde man sich böse Verletzungen am Knöchel zuziehen, wenn man überhaupt zum Treten kommen würde. Auf Nachfrage bei Winora, wurde uns mitgeteilt, dass die Platte am Ende der Ausfallenden montiert werden müsste. Wir schenkten uns diesen Schritt, das wir die Platte als nicht Praktikabel einstuften.
Speichen
Nach dem wir das Rad also betriebsbereit hatten, unternahmen wir eine kleine Probefahrt und stellten gleich fest, dass die Speichen nicht ordentlich gespannt wurden. Also wieder zurück zum Montageplatz und schnell die Speichen gespannt. Diese verklebte ich auch gleich mit einer Schraubensicherung, da sich die Speichen ansonsten schneller lösen können. Schließlich werden diese Verbindungen ständig belastet. Nun konnten wir also eine ausgedehnte Testfahrt unternehmen und stellten fest, dass hier noch etwas verbessert werden musste.
Wichtig: Beim Spannen von Speichen, ist das nachträgliche Abdrücken der Felge von beiden Seiten erforderlich. Wenn es nicht mehr beim Abdrücken knackt, seid ihr fertig.
Übersetzung
Meinem Kollegen reichte die anfängliche Übersetzung für Bergfahrten nicht. Also besorgte er sich ein größeres Ritzel für das Hinterrad und hatte so genügend Freiheiten am Berg. Im gleichem Atemzug erweiterten wir demzufolge auch den Antriebsstrang um einen Kettenspanner, welcher sich recht leicht montieren ließ. Pinion nutzt hier die bestehenden Verschraubungspunkte am Getriebe. Andernfalls hätten wir mehr Arbeit mit der Montage der Kette gehabt, da diese durch den Ritzelumbau getauscht werden musste (zu kurz).
Wartungen
Dem Rad wird von Winora aus, noch ein Wartungsbuch zum Piniongetriebe mitgegeben. Hier wird im Grunde alles beschrieben, was man für eine Wartung benötigt. Allerdings muss man seinen Werkzeugschrank etwas aufrüsten, da Pinion einige Spezialwerkzeuge verwendet. Hält man sich an das Buch, kann man relativ entspannt mit dem Getriebe umgehen. Wichtig ist hier nur, dass man auf die Drehmomente achtet, da sonst Dichtungen oder andere Teile beschädigt werden können. Was ich allerdings merkwürdig finde, ist das man das Getriebeöl unter Druck in das Getriebe pressen muss. Beim Abziehen des Schlauches, sollte man etwas Vorsicht walten lassen, da man sich sonst mit Ölspritzern begnügen muss.
Resümee
Ich empfinde den Rahmen für die Stadt durchaus praktikabel, aber für Touren würde ich dieses Rad nicht nutzen. Zum ersten, ist der Rahmen recht weich, wenn er bepackt ist. Und zum zweiten, merkt man beim Treten das der Rahmen arbeitet. Die maximale Zuladung von 130kg sind also kein Richtwert, sondern purer Ernst und eher noch zu hoch angesetzt. Auch weil die Speichen nicht geöst sind. Als nächsten Kritikpunkt sehe ich die Aufhängung des Getriebes. Hier wurden Schrauben verwendet, welche ich als nicht qualitativ hochwertig einstufen würde. Hier kommt es schon mal vor, das bei einer Bergfahrt die Schrauben gedehnt werden und ein Knacken beim Treten verursachen. Wir tauschten die Gehäuseschrauben gegen hochwertigere Edelstahlschrauben und haben seit dem auch keine Probleme mehr. Auch weil die vormontierten Schrauben, schon nach kurzer Zeit recht vergammelt aussahen.
Gehäuseschrauben (2) sind Dehnschrauben. Diese dürfen keinesfalls nachgezogen werden und müssen – einmal gelöst – durch neue ersetzt werden!
Pinion Benutzerhandbuch – Seite 27
Pinion empfiehlt hier, nur spezielle Dehnschrauben zu verwenden. Ich kann dies nicht nachvollziehen, da diese offensichtlich nicht den Belastungen stand halten. Das Getriebe ist auf beiden Seiten jeweils, nur an drei Punkten fixiert, ergo haben die Schrauben ein erhebliches Gewicht zu tragen, wenn man eine steilere Auffahrt hat. Von daher empfinde ich das Rad eher als Testfeld und nicht als zuverlässigen Begleiter. Allerdings kann man es zu einem Begleiter umbauen, welcher sich durchaus verdient macht. Wie gesagt, nur um in der Stadt von einem Punkt zum nächsten Punkt zu kommen. Alles was darüber hinaus geht, würde ich persönlich nicht empfehlen.