Nach dem ich jahrelang mit dem Villiger unterwegs war und endlich wusste worauf ich achten musste. Entschied ich mich, letztes Jahr, meinen alten Drahtesel gegen einen neuen Drahtesel auszutauschen. Jedoch wollte ich auch keine 4000€ ausgeben, um festzustellen, dass mir das Rad nicht gefällt oder ich es nicht reparieren kann. Meine Werkzeuge hatte ich mittlerweile auch erweitert und investierte auch dort etwas Lehrgeld. Natürlich wusste ich hier bereits, dass ich noch weitere Teile an meinem Rad montieren wollte und schaute nach den Möglichkeiten des Rahmens. Monate lang überlegte ich, was mir am besten in den Kragen passt und stellte mir Unmengen an Fragen.
- Welchen Schaltungstyp will ich in Zukunft benutzen?
- Pinion
- Nabenschaltung
- Kettenschaltung
- Soll es wieder ein Trekkingrad werden?
- Was kann ich gegen einschlafende Hände unternehmen?
- Wie sieht die Beschaffung von Teilen aus, wenn ich im Ausland bin?
- Welches Rahmenmaterial ist das beste für mich?
- … ?
Endlose Fragen, bis ich dann das T-Randonneur Lite von vsf fand.
Wie sieht das perfekte Rad für mich aus?
Ich weiß es noch nicht! Als begeisterter Radfahrer stellt man an seine Hardware besondere Ansprüche, welche für den Gelegenheitsfahrer ohne Bedeutung sind. Man will sich auf und mit seinem Rad wohlfühlen, da überlegt man schon 5 Minuten länger was einem wichtig ist. Man spricht mit seinen Kollegen, dem Spezialsten aus dem Fahrrad laden, sucht im Netz und überwirft alles nochmal. So sah meine Suche aus. Ich habe mich schlimmer angestellt, als meine Frau im Schuh- bzw. Taschen-Geschäft ;).
Elektro oder nicht
Die Frage nach einem Elektrofahrrad habe ich mir nur eine kurze Zeit gestellt, denn ich hatte immer meine Bedenken mit der Zuverlässigkeit und der Reichweite. Bei Regen können die Dinger schon mal den Geist aufgeben und es nicht gesagt, dass es dann auch wieder funktioniert. Zugeben bei Bosch und Shimano kenne ich diese Anfälligkeit nicht, aber bei Brosemotoren habe ich öfter negative Meldungen mitbekommen. Mit steigendem Interesse wird die Technik grundsätzlich besser. Von daher spricht heutzutage nichts mehr gegen ein Elektrobike. Wovor ich abraten würde, sind Elektroräder mit Akku auf bzw. in dem Gepäckträger. Meist sind das Billigimporte, wo der ganze Rahmen wie ein Lämmerschwanz wackelt. Für mich ist Elektrobiken noch nichts, ich möchte noch belohnt werden. Mit dem Gefühl, aus eigenem Antrieb massig Kilometer geschruppt zu haben. Auch wenn das Wetter manchmal einen “merkwürdigen” Humor hat.
Die Schaltung
Pinion
Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Schaltungshersteller, welcher mit wartungsarmer und zuverlässiger Nutzung wirbt. Die Rede ist von Pinion. Endlich ein Hersteller, der sich dem Problem der Verschmutzung und der Haltbarkeit annahm. So war mein Eindruck zur Pinion.
Glücklicherweise habe ich in meinem Bekanntenkreis einige Pinionfahrer, ich konnte also aus erster Hand erfahren, ob das System etwas für mich ist. Was soll ich sagen, ich habe mit gegen die Pinion entschieden. Die Gründe sind zum einen praktischer Natur und zum Anderen systembedingt. Pinion mag ein schönes Stück Technik sein, dennoch überzeugte es mich nicht. Das Getriebe verfügt über einen Totpunkt, wenn man aus dem Leerlauf in den Vortrieb wechselt. Die Wartbarkeit im Ausland steht auf wackeligen Füßen und es gibt nur wenige Räder, welche sich im “preislichen Normalbereich” aufhalten. Wie bei der Nabenschaltung, hat man auch bei diesem Schaltungstyp “immer” die Möglichkeit zu schalten. Unter Last muss man bei jeder Schaltung etwas aufpassen, man gewöhnt sich aber schnell an den Luxus im Stand mal den Gang zu wechseln. Im Vergleich zur Kettenschaltung empfinde ich die Pinion als kleinen Räuber von Energie, man merkt das einem etwas Energie für den Vortrieb genommen wird. Als Vorteilhaft empfand ich das runde Trittgefühl der Pinion.
Nabenschaltung
Genau wie bei der Pinion steht auch hier die Wartbarkeit bzw. Reparatur im Ausland bei mir im Fokus. Aus meinen Erfahrungen und denen meiner Mitstreiter, stehe ich den Nabenschaltungen etwas skeptisch gegenüber. Totpunkte, Trockengelaufene Naben und die Belastbarkeit sehe ich bei diesen Naben nicht gegeben. Einige meiner Kollegen, schwören auf Rohloff bzw. Allfine und konnten sich unterwegs immer irgendwie helfen. Die Suche nach Hilfe dauerte zwar teilweise etwas an, aber sie kamen immer wieder nach Hause ;). Es traut sich halt nicht jeder ran, dass sollte man bedenken.
Kettenschaltung
Anfällig für Verschmutzung und daraus folgend höherer Verschleiß. Ersatzteile bzw. Notlösungen sind für diesen Typ in rauen Mengen vorhanden und dies auch in Gegenden wo sich kaum jemand aufhält. Allerdings muss man hier, im Gelände, etwas mehr auf die Schaltung achten. Ein Ast kann sehr großen Schaden an den Speichen und dem Schaltwerk verursachen. Vor allem, wenn man sich in den oberen Kränzen nahe der Speichen befindet.
Daher sollte man aus meiner Sicht, wenn Geländefahrten vorgesehen sind, über einen Schaltungsschutzbügel nachdenken.
Ketten
Auch musste ich lernen, dass Schmierung im Übermaß nicht gut für die Kette ist. Sie zieht vermehrt Sand und Dreck an. Der Verschleiß erhöht sich an jeder Komponente die mit der Kette angetrieben werden. Am besten ist es für eine Kette, wenn sie leicht benetzt ist. Überschüssiges Öl sollte nach einer Einwirkzeit von ein paar Minuten wieder abgewischt werden.
Tipp: Große Ritzel fahren
Bei Kettenantrieben ist es von Vorteil wenn man die größeren Kränze benutzt. Man senkt damit den Verschleiß an den Kettenblättern und der Kette. Die Leistung kann besser verteilt werden und man belastet einzelne Zähne bzw. Glieder nicht übermäßig.
Die Bereifung
Bei der Bereifung muss man den Einsatzzweck etwas im Auge behalten. Möchte ich viel im Gelände fahren, sollte man über breitere Reifen nachdenken. Der Vorteil liegt hier in der breiteren Auflagefläche. Auf sandigem Untergrund schlingert das Rad nicht so schnell und man bekommt die Kraft besser auf den Untergrund. Vermindert wird auch das minimale wegrutschen, wenn man auf steinigen Strecken unterwegs ist.
Schmalere Reifen eignen sich hervorragend in der Stadt. Allerdings können für den/die ungeübte/n Fahrer/in Probleme auftreten, wenn man in kleine Rillen des Radweges eintaucht. Das schmalere Rad folgt solchen Rillen stärker und rollt am besten auf einer asphaltierten Strasse. Laut Schwalbe, haben breitere Reifen einen geringeren Rollwiderstand. Die Auflagefläche verschiebt sich von Senkrecht (schmale Reifen) zu Waagerecht (breitere Reifen) zum Mantel.
Im Alltag kann ich diesen Unterschied nicht nachvollziehen. Man hat mehr damit zu tun, mit breiteren Reifen auf höhere Geschwindigkeiten zu kommen.
Mit Stichschutz
Die Pannensicherheit ist ein wichtiger Faktor. Niemand möchte Unterwegs im Nirgendwo mit einem Plattfuß stehen bleiben. Nach meiner Erfahrung, kann ich nur die Schwalbe Marathon Plus bzw. Marathon Plus Tour empfehlen. Beide Mäntel haben die momentan höchste Stichschutzklasse. Dennoch habe ich festgestellt, dass die Plus Tour anfälliger sind für das aufstellen von Scherben. Das grobere Profil stellt so manchen spitzen Gegenstand auf und das Hinterrad kassiert dann die aufgerichtete Spitze. Passiert jedes Jahr ein bis zweimal, aber bei meiner momentanen Laufleistung (ca. 16.000 km/Jahr) ist das kein Beinbruch. Continental, Michelin und Kenda würde ich persönlich in der Pfeife rauchen. Hier ist der Stichschutz nur aufgedruckt und demzufolge reine Geldverschwendung.
Finger weg!
Es gibt im Handel nachrüstbare Stichschutzeinlagen, Wenn man bei der Montage nicht sauber arbeitet, kreiert man Scheuerstellen an dem Schlauch und demzufolge vermehrt Plattfüße. Auch von Schläuchen mit Pannenschutzflüssigkeit, braucht man keinen Gebrauch machen. Hier ist mehr der Wunsch auf die spontane Selbstheilung vorhanden als der praktikable Nutzen.
Der Rahmen
Das wichtigste an einem Rad ist der Rahmen! Er entscheidet über Erfolg und Misserfolg einer Tour. Für ein zuverlässiges Trekkingrad bzw. Randonneur, sehe ich als Material nur einen Stahlrahmen. Aluminium ist zwar ein sehr leichtes Material, dennoch sprechen die Eigenschaften des Werkstoffes für sich. Stahl ist verwindungsfester als Aluminium und Reparaturarbeiten an einem Stahlrahmen können von jedem Schlosser erledigt werden. Bei Aluminium ist spezielles Werkzeug vonnöten, was nicht von Jedem Schlosser gehalten wird. Aluminium ist weicher als Stahl und die Produktion ist Energieaufwendiger.
Nochmals schöne Grüße nach Island, auch wenn ihr über erneuerbare Energien in rauen Mengen verfügt. Lasst nicht zu, das euer Land bis aufs Blut geplündert wird. Die Alcoa- und die Luxemburger-Heuschrecken, sehen das bekannterweise etwas anders. 😉
Merkwürdig, was die an Verlust generieren!!!
Des Weiteren sollte man auch immer darauf achten, dass man die richtige breite für die Naben wählt. Gibt der Rahmen eine 135mm bzw. 100mm breite Achse vor, sollte man auch nur diese verbauen. Man verursacht am Rahmen Spannungen und nach einigen tausend Kilometern, kann einem auch schon mal der Rahmen an den Ausfallenden brechen. Ist dies passiert, kann man den Rahmen eigentlich abschreiben. Eine Schweißnaht an dieser Stelle bringt nicht mehr die erforderliche Stabilität, da der Rahmen neben der Schweißnaht durch die Hitzeentwicklung, während des Schweißens, geschwächt wird. Auch der Stabilitätsunterschied zwischen Schweißnaht und Schweißnahtrand schafft eine ungewollte Sollbruchstelle.
Die Gabel
Auch wenn dir mittlerweile fast jeder Verkäufer erzählen möchte, dass es egal ist ob die Gabel aus Alu oder Stahl ist. Kann ich nur feststellen. Alu in der Gabel und dann noch mit Scheibenbremse, keine Kombi die sich gut anfühlt. Die Scheibenbremse zieht an der Gabel und lässt Bewegungen am Rad zu. D.h. das Rad wandert während des Bremsvorganges immer etwas zur Scheibenbremse hin. Führt man eine Schnellbremsung aus, kann sogar das Rad etwas verrutschen. Ein kurzes Lösen und Spannen des Schnellspanners, schafft Abhilfe. Bei dem T-Randonneur lite, ist dies der Fall und könnte mit einer geschlossenen Befestigungsmöglichkeit verhindert werden. Vermutlich würde ein anderer Schnellspanner, auch bessere Ergebnisse bringen.
Es gibt an einigen Gabeln auch die Möglichkeit einen Sicherungsring für Radbolzen zu montieren. Soweit ich das beurteilen kann, haben die neueren Gabeln dieses “uralte” Feature nicht mehr. Habe ich eine V-Brake, betrifft mich diese einseitige Belastung nicht. Allerdings empfinde ich die Gabel des T-Randonneur Lite an sich schon schwammiger. Habe ich etwas Last bei mir, fängt die Gabel an zu schlingern. Diesen Phänomen tritt meist auf, wenn man mit einer bestimmten Geschwindigkeit unterwegs ist oder der Wind ungünstig auf dem Rad steht. Alles halb so wild, aber es fühlt sich halt nicht angenehm an.
Probleme an meinem Rad
Ende Mai letzten Jahres, habe ich mir das Randonneur also bestellt. Nach ca. 10.000 km bemerkte ich kleine Haarrisse an meiner Hinterradfelge. Sie befanden sich alle auf der Kassettenseite des Laufrades. Offensichtlich hatte ich diese Risse zu spät bemerkt. Zwei Tage nach meiner Feststellung, verfing sich meine Schaltung, während einer Bergauffahrt, in meinem Hinterrad und riss mir zwei Speichen aus der Felge.
Asphaltierte Strasse und kein Ast war beteiligt. Ich vermute, dass sich die Felge zu sehr verwunden hat und somit meine Schaltung eingefangen hat. Glücklicherweise hatte ich nur noch 3 km zu schieben, was mit einem klemmendem Rad super funktionierte ;). Bevor das Rad geschoben werden konnte, musste ich die Schaltung befreien. Wie man sieht hat es die Schaltung komplett vom Schaltauge gerissen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich solche Bilder noch nicht kannte. Jahrelang bin ich geöste Zac2000 Felgen gefahren und ich habe niemals irgendwo Risse gehabt.
Platz für Neues
Immer wenn etwas den Geist aufgibt, gibt es natürlich Ersatz. Diesmal habe ich mir als Ersatz für meine 105er Schaltung die Ultegra RX ausgeschaut und das Hinterrad Yak19 Rival 21 wird durch eine DT Swiss Felge mit stärkeren Speichen ersetzt.
Die alte Felge wird im Moment von meinem Online-Fahrradladen auf Kulanz getauscht. Vielen Dank nochmals an Bad Bikes Wernigerode!
Da war doch noch was!
Eigentlich wollten die Jungs mir noch ein Angebot für eine Stahlgabel mit gleichen Befestigungspunkten machen. Irgendwie scheint sie der Vorfall aber etwas überfordert zu haben. Also falls jemand von euch eine Stahlgabel für Scheibenbremsen, ohne V-Brakehalterung und mit Lowriderösen innen und außen kennt, ich wäre für jeden Tipp dankbar!
Der Rahmen
Als problematischer sehe ich das Schaltauge an. Mal abgesehen davon, dass es ausgerichtet und begradigt werden muss. Der Vorgang hat das Schraubloch gelängt und ich vermute, dass hier etwas mehr Aufwand dahinter steht.
Ich lass mich überraschen und ich werde berichten was ich als Lösung annehme.
Altes Vertrauen
In der Zeit des Wartens auf meine Austauschteile, habe ich mich wieder in mein altes Trekkingrad verliebt. Das Villiger ist das schweizer Urwerk schlecht hin! Einfache Technik und unverwüstlich. Klar musste ich schon diverse Teile ersetzen, aber das Grundgerüst ist immer noch Bestand. Die Laufräder haben mehr als nur ihren Dienst getan und wurden erst vor kurzem getauscht. Die Bremsflanken waren schon merkbar eingelaufen und der Nabendynamo hat einem unter Last etwas gesäuselt. Ein neuer Satz Laufräder mit Nabendynamo kostet in der unteren Schimano-Klasse ca. 80€. Nach ungefähr 40.000 km mit dem Rad (Villiger), musste es auch mal geschweißt werden. Der Hinterradständer bzw. die Befestigung hatte sich verabschiedet, weil ich zu dämlich war. Das war allerdings auch die einzige größere Reparatur am Rahmen, da muss mein vsf erstmal hinkommen. Klar lösen sich nach einigen Tausend Kilometern auch mal ein paar Schrauben, aber wenn man wachsam bleibt, hält solch ein 0815 Rad ewig. Kleinigkeiten können große Folgen haben, wenn man sie zu spät bemerkt.
Ich hoffe ich hatte hier nur ein Montagsprodukt von vsf und die Austauschteile erfüllen ihren Zweck etwas länger.