Die alte Bekannte
In diesem Beitrag möchte ich über Personen reden, welche ich kennengerlernt habe und die es nicht geschafft haben, ein vernünftiges Verhältnis mit ihrem/r Ex aufzubauen. Auch Jahre nach der Trennung gibt es für einige nur den Weg über das Gericht, um über das Wohl der gemeinsamen Kinder zu entscheiden. Selbst der gemeinsame Freundeskreis wird dann vor die Wahl gestellt. So nach dem Motto: “Entweder du bist für mich oder gegen mich.” Vernünftige Diskussionen gibt es nicht mehr und ständig herrscht der Hass. Natürlich darf man verletzt sein… Und selbstverständlich hat der ein oder andere hart an diesem Thema zu knabbern und ich möchte den Schmerz auch nicht klein reden. Ich finde jedoch, alles hat seine Grenzen.
Ständiger Streit, Angriffe von Nachbarn, Verleumdungen und die Angst vor dem Einwirken des Partners auf den Nachwuchs. So manch ein Beziehungsende, kann schon eine Lebensaufgabe sein. Und diese Lebensaufgabe kann zu einem großen Problem heranwachsen, wenn man darauf einsteigt. Schließlich hat ein/e Verlassene/r ja den unbändigen Wunsch der fliehenden Partei, dass selbe Leid angedeihen zu lassen, welche er/sie erfahren hat. Die im Stich gelassene Partei, kann dann diverse Wege wählen, welche zu einer neuen glücklichen Beziehung führen. Doch manchmal wählt man aus diversen Gründen, den Weg des endlosen Schmerzes. Man muss Kontakt halten, koste es was es wolle. Schlussendlich bemerkt man nicht mal mehr, man steht sich dabei selbst im Weg. Einige fangen dann an, den Ex-Partner zu stalken, Eigentum des Partners einbehalten, Scheiben einzuschlagen und Autos zu zerkratzen und als Herzenswunsch kommt dann noch der Tot des Verräters.
Ich muss gegen halten
Jetzt könnte die andere Partei weise agieren und dem Angreifer keine Plattform bereitstellen. Aber Menschen machen Fehler und diese Angst der Fehlbarkeit treibt einen dann dazu, ständig auf diese Angriffe zu reagieren. Tausende von Euros wandern in die Taschen von Anwälten und niemand gewinnt wirklich. Ok… Die Anwälte gewinnen! Manche Anwälte etwas mehr und fangen dann noch ein kleines Tête-à-Tête mit ihrem Mandanten an. Kleine Teilerfolge werden von beiden Seiten ausgeschlachtet und niemand dieser beiden Parteien sieht, was wirklich Phase ist.
Man ist einfach nicht in der Lage die Situation richtig einzuschätzen, glaubt es aber aus tiefstem Herzen. Freunde, Bekannte und die Familie bestärken in den verdrehten Ansichten und machen teilweise sogar mit, bei gemeinsamen Klagen. Man wird kreativ und verkauft sich im Namen der “Wahrheitsfindung”, man hat ja schließlich die Beziehung jahrelang begleitet. Selbst augenscheinlich gute Argumente, wie das Halten des Fuhrparks und der Haustiere werden teilweise als Ausschlussgrund für Unterhaltszahlungen gesehen. Was das beim Richter auslöst, kann man sich vorstellen. Wie gesagt, in der Trauer ist man nicht in der Lage vernünftige Gedanken zu führen. Man klammert sich an alles, nur um sich nicht eingestehen zu müssen, dass es vorbei ist. Selbst der gemeinsame Kontakt in Beratungsstellen, welcher eigentlich unter einem schlechten Stern steht, wird für solche Zwecke missbraucht.
Traurig empfinde ich, wenn Berater dies nicht einmal mitbekommen. Jahrelang müssen Sitzungen mit dem Partner abgehalten werden. Der Stresspegel bei diesen Sitzungen ist bekannterweise recht hoch, weil man mit immer neuen Angriffen rechnet. Dennoch werden diese Gespräche weiter geführt, wohl wissend was jahrelanger Stress im Körper anrichtet. Das scheint aber eher ein Thema über unser Gesundheitssystem und deren Gewinne zu sein.
Die Einmischungen
Am Beeindruckendsten empfand ich immer die Paare, welche aus meiner Sicht die untreuesten Seelen waren, sich und ihren Partner hintergingen und belogen. Jedoch fest vereint waren, wenn der gemeinsame Feind angegriffen wurde. Mit gewetzten Messern standen sie gemeinsam vor der Anklagebank und kämpften für Recht und Ordnung. Ein gemeinsamer Feind kann ein verbindendes Glied sein. Die eigenen Fehler können relativiert werden und man kann sich als Verfechter der Entehrten präsentieren. Die eigenen Probleme konnten sie jedoch nie wirklich lösen, da sie ihre eigenen Gefühle auf das “Opfer” projizierten.
In meiner bisherigen Laufbahn durfte ich eine Person kennen lernen, welcher seine Frau bei jeder Gelegenheit hintergangen hat. Er, ein Titelträger, kein Kostverächter und sehr auf sein Bild nach außen bedacht. Sie war für ihn keine respektierte Person, ohne Studium, war sie für ihn ein Risiko auf jeder Veranstaltung. Von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt, gegenüber seiner Vorgesetzten. Verbat er ihr auf wichtigen Veranstaltungen, dass erwähnen ihrer “Bildungklasse”. Aus meiner Sicht also keine Person, welche eine ausreichende Qualifikation in Beziehungsfragen hat. Dennoch war er einer der stärksten Verfechter von Treue, Verlässlichkeit und Ethik. Mit einer Selbstsicherheit und Überzeugung, dass mir der Atem stehen blieb.
Wenn man Hilfe benötigt, sollte man sich wohl überlegen wem man das zutraut. Ansonsten hat man einen Brandbeschleuniger in der Hand, welcher auch eingesetzt werden möchte. Und es kann nicht schaden auch mal professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schließlich leidet jede Partei darunter und das schlimmste daran, man zieht seine Kinder mit in diesen Konflikt.
Eltern
In einigen Fällen, durfte ich mit erleben, wie sich die Eltern der verlassenen Seelen völlig in dem Thema verrannt hatten. Zuvor aus der Erbliste entlassen, fand die verloren geglaubte Seele wieder Anschluss bei den Eltern. Wer jetzt glaubt, hier hätte der Verstand gewaltet, täuscht sich gewaltig. Den Nachwuchs anstachelnd, immer wieder neue Klagen einreichend und dem ständigen festhalten an Verlorenem, fanden diese Verlassenen bisher keinen Weg mit ihrer Trauer fertig zu werden.
Selbst der zweifelhafte Versuch der Eltern, einen Partner für den Nachwuchs zu finden, brachte keinen Erfolg. Stattdessen weitere Enttäuschungen, weil die neuen Partner mit der Situation überfordert waren. Wer möchte schon einen Partner haben, der an dem Ex-Partner kein gutes Wort lassen kann. Schließlich könnte man früher oder später auf der selben Liste stehen.
Der Tribut
Wie alles im Leben, fordert ein Lebenswandel mit viel Hass und Streit auf seine Opfer. Man sollte sich also wohl überlegen, wie und unter welchen Umständen man sein späteres Leben fortsetzen möchte.
Viele von denen ich bescheid weiß, dass sie fortlaufende Probleme mit ihren Partnern haben, leiden an psychologischen Problemen. Einige können kein vertrauen aufbauen, leiden unter Angstzuständen, haben Essstörungen, ständig Rückenschmerzen oder sind völlig überfordert von ihrer Gefühlswelt. Macht euch bewusst, was langanhaltender Stress mit euch anrichten kann.
Nachkriegsgeschichte
Ich habe mal von einer Geschichte gehört, dass nach dem Ende eines Krieges viele Menschen an Tuberkulose erkrankt sind. Nicht weil die zerstörte Umgebung primär dafür verantwortlich war. Sondern weil die Menschen nach dem Verlust des Alarmzustandes so geschwächt waren, dass sich dies in diversen Krankheiten manifestierte.
Mir persönlich scheint das recht plausibel, weil ich das an mir festgestellt habe. Dein Geist entscheidet, wie du mit Einschränkungen und Krankheiten umgehst. Bist du durch stressige Zeiten geschwächt, können dich Kleinigkeiten niederstrecken. Auch bei Selbstständigen kann man diese “Entspannungskrankheiten” häufig beobachten. Kündigt sich Urlaub an, fallen viele von ihnen aus. Teilweise sind diese Ausfälle dann auch tödlich.
Der Grund
Warum wurde man verlassen, betrogen und belogen. Man geht auf Spurensuche, fügt sich immer weitere Wunden zu und findet doch keine befriedigende Lösung bzw. Antwort. Man ließt Chatlogs und Emails, beobachtet den Partner, installiert Spionagewerkzeuge auf Computern, überprüft Rechnungen usw. Die Liste könnte man beliebig verlängern.
Man ist der festen Überzeugung, man hat das Recht in der Privatsphäre des Ex-Partners herum zu schnüffeln und ihn dann damit auch zu konfrontieren. Bemerkt aber im gleichem Atemzug nicht, dass man alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann. Der Ex-Partner wird so niemals mehr vertrauen aufbauen können und auch nicht daran arbeiten wollen. Man hat nichts gewonnen, außer weitere Fragen.
Der Grund, warum man verlassen wurde ist ganz einfach zu verstehen. Man konnte sich ein weiteres Leben mit einem nicht vorstellen! Und wenn man ehrlich ist, weiß man auch warum. Eine Trennung kündigt sich immer an, manchmal etwas lauter und manchmal etwas leiser, aber sie ist niemals sprachlos.
In jungen Jahren liegt es wohl primär daran, dass man sich noch ausprobieren möchte. Läuft die Trennung in gesetzten Beziehungen ab, wissen in der Regel beider Partner warum es nicht geklappt hat.
Schöne Zeit
Wenn man akzeptiert hat, dass man auch gute Zeiten miteinander hatte. Sehe ich einen guten Weg für die Zukunft, in der auch Kinder ohne Probleme aufwachsen können. Schafft man dies nicht, beraubt man auch die Kinder.
Mal ganz ehrlich, sollten Kindheitserinnerungen nicht überwiegend positiv ablaufen, um später auch einen gewissen Halt im Leben zu bieten. Muss der persönliche Egoismus noch über die Beziehung hinaus gehen und das Leben der Anderen weiter beeinträchtigen? Wer nicht wachsen möchte, wird nicht wachsen. Daran wird man auch nichts ändern, egal wie vehement man auf die Einhaltung von Vereinbarungen pocht. Jede weitere Minute der Auseinandersetzung ist eine verlorene Minute und kann viel besser bei den Kindern angesetzt werden, mal abgesehen von den finanziellen Aspekten.
Der Weg nach draußen
Menschen machen Fehler und sie sind nicht vergebens, wenn man daraus lernt. Wichtig ist die Erkenntnis, dass es Grenzen gibt. Hat man diese Grenzen überschritten hilft oftmals eine psychologische Betreuung, um Strategien zu entwickeln mit dem Thema vernünftig umzugehen.
Man besitzt keine Besitzansprüche auf Partner, je eher man dies begreift desto besser für alle Beteiligten!